FERNES LAND
Mark und Haroon treffen durch einen Unfall aufeinander, Auftakt einer nächtlichen Odyssee durch die fremde Welt der Illegalität. Die jungen Männer werden unfreiwillig zu Komplizen. Doch aus Zwang entsteht Hilfsbereitschaft, aus Abenteuerlust wird Freundschaft – in einer einzigen Nacht.
Inhalt
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Haroon stammt aus Pakistan und versucht sich seit drei Jahren illegal in Deutschland durchzuschlagen. Mark arbeitet als Versicherungsvertreter in einem kleinen Familienunternehmen und ist gerade dabei über die Trennung von seiner Freundin Nina hinwegzukommen. Auf den ersten Blick führen die beiden Männer zwei völlig unterschiedliche Leben, die sich in keinem Punkt berühren. Doch die Winternacht, in der sich ihre Wege kreuzen, verändert alles. Denn sie finden beide jemanden, dem sie instinktiv vertrauen können, bei dem sie spüren, dass er die gleiche Sehnsucht teilt: endlich anzukommen. Mark vor allem bei sich selbst. Schließlich hat er sich schon zu lange vorgemacht, mit seinem Beruf glücklich zu sein. Eigentlich träumt er von Japan und liebt es zu kochen, vermisst es mit seinen eigenen Händen zu arbeiten. Haroon will nicht länger in ständiger Angst leben, entdeckt zu werden. Er möchte seinen eigenen pakistanischen Friseursalon in Deutschland eröffnen. Auf dem gemeinsamen Trip durch eine aufregende Nacht kommen beide ihrem Ziel ein kleines Stückchen näher und finden vielleicht einen echten Freund.
Credits
Stabliste
CREWRegie Kanwal SethiBuch Leis Bagdach, Kanwal SethiKamera Hanno Moritz KunowSchnitt Claudia Wolscht und Peter ZornSzenenbild Anne SchlaichTon Johannes DoberenzSounddesign & Mischung Kai Tebbel FilmtongestaltungMusik Conrad OleakKostüm Andre ScheinMaske Nadine Tschöpe und Christin LässigOberbeleuchter Mathias BeierCasting Miriam LockerCasting Indien Shumita M. DidiRedaktion Claudia TronnierProduktionsleitung Holm TaddikenProduktion Neufilm Leipzigin Koproduktion mit ZDF - Das kleine Fernsehspielmit Unterstützung der Mitteldeutschen Medienförderung und EZEFCASTMARK Christoph FrankenHAROON Atta YaqubNINA Karina PlachetkaPAMMA Kulbhushan Kharbandau.a.Pressestimmen
Pressestimmen
Authentisches Einwandererdrama, das einen jungen Pakistani und einen hilfsbereiten Deutschen für eine schicksalhafte Nacht zusammenschweißt.
Der eine will rein, der andere raus aus dem Land, und beide träumen von einem Leben, das sie nicht haben: Frustriert von der brüsken Zurückweisung seines Heiratsantrags fährt Versicherungsvertreter Mark ("Tatort"- und Bühnendarsteller Christoph Franken) bei einer emotionalen Irrfahrt durch die Leipziger Winternacht den illegal im Lande lebenden Pakistani Haroon (Atta Yaqub aus Ken Loachs "Just a Kiss") an. Er chauffiert den leicht Blessierten mit verständlicher Polizeiphobie zu einem Schlachtbetrieb, wo er vom lokalen Provinzpaten um sein Geld betrogen wird, deshalb keinen gefälschten Pass erhält und akut von der Abschiebung bedroht ist.
Mit dem Verzweifelten gondelt Mark weiter durch die Nacht, eine Odyssee nach Klein-Asien inmitten von Leipzig, wo Deutschland wie ein Fernes Land ist, ein Parallel-Universum mit eigenen Gesetzen. Man fragt sich, wer von beiden der Fremdenführer ist, wenn der mollige Mark, devot und betroffen, alle erdenkliche Hilfe anbietet und sich mit dem sympathischen Haroon auf eine Reise zu interkulturellen Begegnungen, einer Freundschaft und letztlich auch sich selbst begibt. Geht es für Haroon darum, sein vom Vater unterstützten Traum, einen Friseursalon zu eröffnen, zu erreichen, lässt der unglückliche Mark seine gescheiterte Beziehung in Rückblenden Revue passieren und stellt sich als Hobby-Koch seiner Sehnsucht nach Fernost. Beide sind auf der Flucht vor einem Kriminellen, der die Rückendeckung deutscher Exekutivbehörden genießt, die ohnedies eine recht unrühmliche Rolle einnehmen.
"Fernes Land", das Spielfilmregiedebüt des indischstämmigen Leipzigers Kanwal Sethi, hätte leicht zum klischeebeladenen Message-Movie geraten können. Dafür ist der authentische Film aber viel zu unsentimental und erwachsen. Die existenzielle Suche nach einer Lebensperspektive nimmt nicht nur die Träume seiner beiden unterschiedlichen Protagonisten ernst, er beschreibt eine Realität ohne den Zwang, überall Problemlösungen anzubieten. Bewusst nicht auf Dramatik zugespitzt, bietet er unspektakulär - wenn auch politisch allzu korrekt - Einblick in einen kaum wahrgenommenen Aspekt der Republik. Und nicht nur das offene Ende hat die Eigenschaft, lange nachzuwirken.(kino.de - tk)
Fernes Land
Mark, der scheinbar so biedere Versicherungsvertreter, der seiner Japan-Leidenschaft nur in der Freizeit nachgehen kann, trifft auf Haroon, den Pakistani, der sich seit drei Jahren illegal in Deutschland aufhält. Haroon möchte gern richtig hier leben, er träumt vom eigenen Friseursalon. Mark hingegen zieht es in die Ferne, seine Freundin hat ihn verlassen. Dass sich die beiden auch vom Habitus so unterschiedlichen Typen im Verlauf des Films immer vertrauter werden, ist so unwahrscheinlich wie für die Story notwendig.
Regisseur Kanwal Sethi – 1971 in Indien geboren, 1992 wanderte er nach Deutschland aus – macht klar, was beide füreinander bedeuten: Haroon entführt Mark in eine fremde Welt aus Asia-Märkten und Moscheen, was dessen Fernweh noch verstärkt. Und Haroon dämmert, dass er sich der Realität als „Illegaler“ in Deutschland stellen muss. So eigenwillig Kanwal Sethi sein Langfilmdebüt auch angelegt hat, mit der teils märchenhaften Anmutung – er regt dazu an, darüber nachzudenken, wie wir in Europa mit Zuwanderung umgehen. (Zitty Berlin)Haroon (Atta Yaqub) stammt aus Pakistan und versucht sich seit drei Jahren illegal in Deutschland durchzuschlagen. Mark (Christoph Franken) arbeitet als Versicherungsvertreter in einem kleinen Familienunternehmen und ist gerade dabei über die Trennung von seiner Freundin Nina (Karina Plachetka) hinwegzukommen.
Auf den ersten Blick führen die beiden Männer zwei völlig unterschiedliche Leben, die sich in keinem Punkt berühren. Doch die Winternacht, in der sich ihre Wege kreuzen, verändert alles. Denn sie finden beide jemanden, dem sie instinktiv vertrauen können, bei dem sie spüren, dass er die gleiche Sehnsucht teilt: endlich anzukommen.
In seinem pakistanisch-deutschen Roadmovie FERNES LAND, welches uns durch verschiedene kulturelle Facetten einer mittelgroßen Stadt in Deutschland - in diesem Falle Leipzig - führt, erzählt Regisseur Kanwal Sethi die Geschichte zweier Männer im Aufbruch. Sie wollen beide eine neue Lebensperspektive. Allerdings sind die Vorraussetzungen der beiden höchst unterschiedlich. Denn während Mark, gespielt von Christoph Franken (engagiert am Deutschen Theater in Berlin), nur mit seinen inneren Konflikten ringen muss, um endlich aus seiner Lethargie zu erwachen, kämpft Haroon, dargestellt von Atta Yaqup ("Just a Kiss") um die Chance, sich überhaupt erst einmal ein "normales" Dasein in Deutschland aufbauen zu können: um einen Pass, eine Aufenthaltsgenehmigung. Sethi, der ursprünglich aus Indien stammt und seit elf Jahren in Leipzig lebt, schrieb das Drehbuch für sein Spielfilmdebut gemeinsam mit Leis Bagdach.
In intensiven Einstellungen (Kamera: Hanno Moritz Kunow) zeigt der Regisseur die Parallelwelten, in der die beiden Männer agieren, ohne zu sentimentalisieren. Das "Fremd-Sein" wird nicht zum Klischee. (filmz.de)Film sucht Sponsoren: Regisseur Kanwal Sethi will "Fernes Land" in die Kinos bringen
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"Mit Hilfe der VisionBakery und sozialen Netzwerken wollen wir unseren Roadmovie in Eigenregie, das heißt ohne offizielle finanzielle Unterstützung, herausbringen", heißt es von Regisseur Kanwal Sethi, der 2010 mit seinem Spielfilmdebüt "Knotenpunkt" auch in Leipzig in Erscheinung trat. Mit "Fernes Land" gelang dem 1971 in Amritsar in Indien geborenen und seit 1999 in Leipzig lebenden Drehbuchautor und Filmregisseur ein Fernsehfilm. Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) und die Mitteldeutsche Medienförderung halfen bei den Dreharbeiten 2010 mit. Nun steht der Plan, den Streifen ab 2. Februar in die Kinos zu bringen. Für das Unterfangen brauchen die Filmemacher die Unterstützung von Filmfreunden, die möchten, dass "Fernes Land" in die Lichtspieltheater kommt. Dazu starteten Regisseur Kanwal Sethi und sein Team eine Crowdfunding-Aktion bei der Leipziger "VisionBakery". Zum 30. Januar soll das Ganze enden. Bis dahin heißt es, noch rund 1.700 Euro zu sammeln. Erst 39 Prozent habe man eingenommen. Das sind bislang 1.092,36 Euro von 26 Unterstützern. Die Gesamtsumme soll 2.797,50 Euro betragen. Wofür das eingenommene Geld dringend benötigt wird, listet das Filmteam auch auf: Pressematerial, Plakate, Flyer, Telefonkosten, Reisekosten, DVDs, Portokosten, Erstellung digitaler Kopien und Pressevorführungen. Als Gegenleistungen erhalten die "Mäzene" eine persönliche Führung des Regisseurs durchs "Dong Xuang Center" in Berlin-Lichtenberg. Oder es geht zu einem anderen Drehort des Streifens: das Asylbewerberheim in Weißenfels.
Regisseur Kanwal Sethi möchte auch für seine Unterstützer kochen. Wer scharf auf die Klamotten der Filmfigur Haroon ist, darf sie auch erhalten. Es kommt nur darauf an, wie viel man in den Film stecken will. DVDs, indische Kostüme, Freitickets und Filmplakate können da nur ein kleines Dankeschön für den monetären Aufwand sein.
Worum es dem Regisseur in seinem Film geht, teilte er auf der "VisionBakery"-Seite mit. Er schrieb: "Die Art wie in Deutschland mit dem Thema Immigration von Ausländern umgegangen wird, zeigt, dass sie meistens als Bemitleidenswerte, als die Armen, einfach die Fremden gesehen werden." Mit der Geschichte von Haroon beschreibt Sethi im Film das Immigrationsproblem in der Bundesrepublik. Weiter heißt es: "Wir glauben, dass 'Fernes Land' das bekannte Thema des Fremdseins in einer neuen Variante anspricht: Der Film erzählt von den Parallelwelten in unserer Gesellschaft, an denen wir täglich vorbeikommen und von denen wir doch nichts wissen."
Dass Sethis Projekt klappen könnte, zeigen die Beispiele "Hotel Desire" mit einer Gesamtsumme von 170.000 Euro, "The Age of Stupid – Warum wir nichts tun" in Höhe von 450.000 britischen Pfund und die TV-Serie "Stromberg". Das von "Zeit Online" so bezeichnete "Mikro-Mäzenatentum" könnte auch für die klammer werdende Filmindustrie im Kleinen das nächste große Ding sein. Wird das auch in Leipzig zutreffen? Wenn alles klappt, soll die Leipzig-Premiere am 3. Februar in der Kinobar "Prager Frühling" stattfinden. Am 16. Februar ist im "Cineding" in Leipzig-Plagwitz die Aufführung von "Fernes Land" geplant. (Leipziger Internet Zeitung)Nichts fürchtet man mehr und strebt man gleichzeitig an als die Veränderung des eigenen Lebens. Dieser Satz fällt als einleitende Reflexion zu Beginn von Kanwal Sethis „Fernes Land“. Gemünzt ist er konkret auf den Versicherungsangestellten Mark (Christoph Franken). Ihm steht nicht nur ein Sprung auf der Karriereleiter bevor, auch seine Freundin (Karina Plachetka) will er bald heiraten.
Als die Lebensgefährtin auf seinen Antrag zurückhaltend reagiert, flüchtet sich Mark in sein Auto und hinein in die winterlich verschneite Nacht. Noch während ihm Gedanken wie jener, nun vielleicht doch endlich seinen Traum von einer Karriere als Koch in Japan anzugehen, durch den Kopf schießen, springt aus dem Nichts plötzlich der Pakistani Haroon (Atta Yacub) vor sein Auto.
Mark bringt den leicht verletzten Papierlosen an dessen Arbeitsstelle in einem muslimischen Schlachthaus, und gerät mitten hinein in einen Streit zwischen Haroon und seinem die Situation seines Angestellten ausnutzenden Arbeitgeber, in dem es um Geld, das Haroon für die Beschaffung illegaler Ausweispapiere benötigt, kommt. Haroon erweist sich hier bereits als ausgesprochener Hitzkopf, als kampfbereiter Bauchmensch. Mitgegangen, mitgehangen: auch für Mark beginnt nun eine abenteuerliche Odyssee. Sie führt unter anderem in eine asiatische Markthalle. Hier gehen dem Hobbykoch beim Anblick all der kulinarischen Köstlichkeiten fast die Augen über. Er, der in dieser ihm fremden Welt immer nur als „der Weiße“ angesprochen wird, staunt dennoch über die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der hier lebenden Asylanten.
Mark erfährt in dieser Nacht durch die Nähe zu den Immigranten, wie es sich anfühlt, wenn unvermittelt harsch und überkorrekt auftretende Beamten zur Passkontrolle bitten. Er erlebt die Verzweiflung von Haroon, der seinen Lebenstraum – die Eröffnung eines kleinen pakistanischen Frisörsalons – kurz vor dem Ziel zerrinnen sieht, auch weil ein Verwandter das für die Ausweisbeschaffung notwendige Geld offenbar veruntreut hat.
Gewiss schneidet der 1971 im indischen Amritsar geborene Regisseur, der im Alter von 21 Jahren nach Dresden, später nach Leipzig (wo dieser Film auch spielt) zog, Klischees in der Darstellung von Immigrantenschicksalen an. So auch die Telefonate in die Heimat, in denen Haroon stets beteuert, wie prima alles bereits mit der Existenzgründung laufe. Sethi schildert diese Situationen jedoch absolut realistisch und dem Temperament des Moments entsprechend, und folgt vielmehr dem Weg des Lebenstraumes sowie jenem schwer zu gehenden Schritt, von dem man weiß, dass es der richtige sein wird.Im Unterschied zu vielen anderen Migrantendramen bleibt „Fernes Land“ insofern unspektakulär, als sich der Traum von neuen Leben eben auch in einer hier in Deutschland fest verwurzelten Figur äußert. Dass die Motive dieses Traums für beide Seiten – Ein- wie Auswanderer – identisch sind, dies kommt durch diese metaphorisch in eine ereignisreiche Nacht gepackte Geschichte klar zum Ausdruck. Christoph Franken bringt die leicht ängstliche und unsichere, bisweilen devote Haltung von Mark gut auf den Punkt. Atta Yacub, ein britischer Schauspieler, der auch schon in Ken Loachs „Just a kiss“ einen Einwanderer spielte, sorgt für das explosive, unberechenbare Moment dieser offenen Freundschaftsgeschichte. Eine Veränderung aber wird am Ende stattgefunden haben. (programmkino.de)
Veränderung macht Freunde
Der Leipziger Kanwal Sethi erzahlt in seinem Regiedebut von der Sehnsucht aufzubrechen
Der Versicherungsvertreter Mark verkörpert die »German Angst«, jenes deutsche Phänomen, das jeder Veränderung im Wege steht. Gleich zu Beginn von Kanwal Sethis Film »Fernes Land« hält Mark auf einer Fachtagung eine Rede über die Ausbreitung dieser Angst in der BRD. Die Rede ist brillant und man ahnt es: Er weiß, wovon er spricht. Diese Angst lähmt ihn selbst. Ihm fehlt der Mut, seinen Traum, nach Japan auszuwandern, zu verwirklichen. Sein Leben als Versicherungsvertreter ist weder sinnlich noch fordernd, es findet eben statt. Zu beklagen hat Mark eigentlich nichts, wäre da nicht diese rumorende Sehnsucht nach Zufriedenheit.
Der Debütfilm des aus Indien stammenden Kanwal Sethi, der seit 1992 in Deutschland und seit elf Jahren in Leipzig lebt, besticht durch seine dynamisch erzählte Geschichte und seine zwei überaus sympathischen Hauptdarsteller Christoph Franken (Schauspieler am Deutschen Theater Berlin) und Atta Yaqub (»Just a Kiss«, 2004). Über die eine oder andere Debüt-Holprigkeit – wie die bisweilen verwirrende Chronologie – schaut man darum gern hinweg.
Den Anfang der Geschichte bildet ein Unfall in einer bitterkalten Winternacht. Mark fährt einen Mann an, der es offenbar eilig hat. Im Schneegestöber hat er ihn übersehen. Der Fremde hat nur eine kleine Beule, Mark begleitet ihn nach Hause. Sie trinken einen Kaffee, verraten einander ihre Vornamen und als Nächstes sehen wir Mark an der Bushaltestelle stehen. Aber anstatt in den Bus einzusteigen, lässt er ihn vorbeifahren.
In dieser Nacht geschieht für Mark das Unglaubliche. Der Versicherungsvertreter erkennt, dass er nicht erst nach Japan reisen muss, um sich lebendig zu fühlen. Der Mann aus dem Schnee heißt Haroon. Er kommt aus Pakistan und lebt seit drei Jahren illegal in Deutschland. Anders als Mark hat Haroon keine Alternative. Er muss seinen Traum vom Leben in der Fremde verwirklichen, für den er seiner Heimat den Rücken gekehrt hat. Doch Haroon hat Schulden, jagt selbst seinem Geld hinterher und flüchtet in waghalsigen Manövern vor der Polizei.
Kanwal Sethi inszeniert in seinem Film ein ungleiches Paar: Äußerlich könnten der Pakistani und der Deutsche sich nicht fremder sein. Auch charakterlich findet der impulsive und nicht gerade konfrontationsscheue Haroon im zimperlichen Mark sein perfektes Gegenstück. Gerade diese Konstellation scheint beide zu inspirieren, endlich eine Entscheidung zu treffen und ihrem Ziel jeweils ein Stückchen näher
zu kommen.
Im Winter 2009/2010 hat die etwa 50-köpfige Crew um Kanwal Sethi in nur vier Wochen den Dreh zu »Fernes Land« bewältigt. Der Großteil der Aufnahmen entstand in Leipzig, unter anderem im UT Connewitz. Die Idee zum Film kam dem Jung-Regisseur, als er sich mit den Lebensbedingungen von Asylbewerbern in Deutschland auseinandersetzte. Die Parallelwelt der Immigranten, weit weg vom Alltag der Deutschen in der »dunklen Ecke unseres gesellschaftlichen Bewusstseins«, wie Sethi sagt, sei Teil seiner eigenen Biografie. Für den Filmemacher sind Auswanderung sowie die Sehnsucht nach Veränderung und einem besseren Leben Phänomene, die aus den unterschiedlichsten Gründen jedes Jahr Tausende von Menschen auf der ganzen Welt in Bewegung setzen. »Es gibt alles in allem zwei Arten von Menschen auf der Welt – solche, die zu Hause bleiben, und solche, die es nicht tun«, zitiert der Wahlleipziger den britischen Schriftsteller Rudyard Kipling. Der Entschluss fortzugehen und die Entscheidung, wo man schließlich stehen bleibt, ist immer auch eine sehr persönliche Sache. »Genau wie bei mir«, sagt der 32-Jährige. »Ich wollte nach Barcelona oder nach Neu-Delhi. Tja, und jetzt bin ich eben hier.«
Zu den berührenden Höhepunkten des Films gehört ganz ohne Zweifel die Fahrt im geklauten, bunt illuminierten Fleischereifahrzeug, in dem Haroon das Lied über sein Leben singt: »Weinend werden wir geboren. Erst wenn wir lachend sterben, haben wir das Schicksal bezwungen.« Spätestens jetzt versteht der Zuschauer, warum sich Mark Hals über Kopf in das Wesen dieses sympathischen Abenteurers verliebt hat. Nach einer aufreibenden Verfolgungsjagd, mehreren Prügeleien und einem Slalom im Asiamarkt sind Haroon und Mark zu Freunden geworden. Am Ende muss Haroon wieder rennen. Für ihn nichts Neues. Aber nun gerät zum ersten Mal auch Mark in Bewegung und lässt die Angst einfach hinter sich. (Kreuzer)Fernes Land Als der unglückliche Versicherungsvertreter Mark einen pakistanischen Flüchtling anfährt, beginnt für ihn das Abenteuer seines Lebens. Der illegal in Deutschland lebende Friseur gerät im Laufe der Nacht in immer größere Schwierigkeiten, die auch den phlegmatischen Mark zum Handeln zwingen. Ein sympathischer Film, auch wenn das irrationale Verhalten der Protagonisten manchmal kaum auszuhalten ist.
Fazit Ein kleiner deutscher Film mit einem großen Herz. (Cinema)
Biografie
Biografie
Kanwal Sethi wurde 1971 in Amritsar, Indien geboren. 1992 wanderte er nach Deutschland aus, zunächst nach Dresden und später nach Leipzig. Dort besuchte er Seminare an der Universität und am Deutschen Literaturinstitut und absolvierte eine zehnmonatige Ausbildung an einer privaten Filmakademie. Von 2000-2001 war er als Regieassistent am Schauspielhaus Leipzig tätig und wirkte bei verschiedenen Filmprojekten mit. Außerdem inszenierte er einige Stücke in verschiedenen freien Theatern. Parallel dazu begann er die Arbeit an eigenen Filmprojekten.
FILMOGRAFIEFERNES LAND Spielfilm, 91min, D 2010, Neufilm & ZDF - Das Kleine FernsehspielMax Ophüls Preis Saarbrücken 2011Biberacher Filmfest 2011RAGA Dokumentarfilm, 55 minWorldfest-Houston International Filmfestival (Special Jury Award)Festival Cine de Granada (Intergral Realisation Award)FIPATEL in BiarritzDETAIL Dokumentarfilm, 7 min35th New Directors / New Films - Museum of Modern Art, New YorkPalm Springs International Festival of Short FilmsAFI Fest - Los Angeles International Film Festival11th Bristol Short Film FestivalWorldwide Short Film Festival, TorontoChristoph Franken wurde 1978 in Köln geboren und studierte Schauspiel an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Von 2005- 2009 war er am Staatstheater Hannover tätig und ist seit 2009 am Deutschen Theater Berlin zu sehen. Er hat in zahlreichen Fernsehproduktionen mitgewirkt und war unter anderem in DIE AUGEN MEINER MUTTER (2006) von Nuran David Calis, ICH BIN DIE ANDERE (2006) von Margarethe von Trotta und KAMMERFLIMMERN (2005) von Hendrik Hölzemann auf der Leinwand zu sehen.
Atta Yaqub wurde 1979 in Schottland als Sohn Pakistanischer Einwanderer geboren. Er lebt und arbeitet als Schauspieler in Schottland und hatte weltweit seinen Durchbruch als Casim in Ken Loachs hochprämierten Drama „Just a Kiss“ (2004). Danach war er u.a. in NINA`S HEAVENLY DELIGHTS (2006) von Pratibha Parmar und in RUNNING IN TRAFFIC (2009) von Dale Corlett zu sehen.
Karina Plachetka wurde 1975 in Polen geboren. Nach einem abgeschlossenen Tanzstudium studierte sie Schauspiel an der Theaterhochschule „Ernst Busch“ in Berlin und ist seit einigen Jahren fest im Ensemble der Dresdner Staatsschauspiels. Im Kino war Karina Plachetka zuletzt in WHISKY MIT WODKA (2009) von Andreas Dresen, NICHTS ALS GESPENSTER (2007) von Martin Gypkens, DIE SPIELWÜTIGEN (2003) von Andres Veiel und in WIR (2002) von Martin Gypkens zu sehen.
Kulbhushan Kharabanda wurde 1950 in Indien geboren. Er zählt zur Gruppe der Schauspieler des „Neuen Indischen Films“ der 70er und 80er Jahre. Er ist einer der interessantesten und bekanntesten Schauspieler Indiens und hat in über 170 Filmen mitgewirkt. Er wurde u.a. mit dem „National Film Award“ als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Neben seiner Rolle in FERNES LAND war Kulbhushan Kharabanda u.a. in WATER (2005) von Deepa Mehtas, LAGAAN: Once Upon a Time in India (2001) von Ashutosh Gowariker, MONSOON WEDDING (2001) von Mira Nair, EARTH (1998) von Deepa Mehtas, FIRE (1996) von Deepa Mehtas und in JADU KA SHANKH (1974) von Sai Paranjape zu sehen.
Regiestatement
Regiestatement
Zwangsläufig bringt mich mein eigenes Emigrantenleben immer wieder mit diesen sehnsuchtsvollen Gestalten zusammen, die von hier weg wollen, oder mit denen, die ausgerechnet hierher gekommen sind. Aus den unterschiedlichsten Gründen - politischen, wirtschaftlichen oder persönlichen - wollten sie woanders hin. Ihre Schicksale, ihre Geschichten lassen mich nicht los. Vielleicht auch, weil ein Teil meiner eigenen Geschichte darin steckt. Dieser, meiner Erfahrungswelt entstammen die beiden Hauptfiguren Mark und Haroon: Ein verkopfter, doch zugleich feinfühliger Mark, ein furchtloser, aber gleichzeitig ungestümer Haroon. So widersprüchlich und unterschiedlich sie und ihre Lebensumstände auch sind, eines verbindet sie: Aufgegeben haben sie nicht! Mark will nach Japan und Koch werden. Haroon kämpft für seinen Traum, ein Frisörgeschäft in Deutschland zu eröffnen, – koste es, was es wolle.
Die Welt von Haroon und seine Probleme sind in einer dunklen Ecke unseres gesellschaftlichen Bewusstseins platziert, genau da, wo auch Marks unterdrückte Träume zu finden sind. Daher rührt die Idee, den Film in der Nacht anzusiedeln und diese als eine Metapher für die Entdeckungsreise von Mark zu verstehen – als eine Reise in eine ihm unbekannte Parallelwelt und auch zu sich selbst. Am Ende ist es so einfach wie verblüffend, Haroons Einwanderungstraum und Marks Auswanderungstraum gegenübergestellt zu sehen und festzustellen, dass dahinter die gleiche Idee steckt: Der Wunsch nach einem neuen Leben an einem neuen Ort, die Hoffnung, in der Ferne sein Glück zu finden.
Je länger ich mich mit dem Stoff FERNES LAND auseinandersetze, desto klarer wurde mir, dass bei aller gesellschaftlicher und politischer Aktualität Migration ein zeitloses Grundthema der Menschheit und die Geschichte der Menschheit eine einzige Völkerwanderungsgeschichte ist. Jedes Jahr geben ca. 110.000 Deutsche ihren Pass ab, während überfüllte Migrantenschiffe an italienischen Küsten sinken und als Kurzmeldungen in den Medien wieder auftauchen. In den nächsten Jahren werden weltweit fast eine halbe Milliarde Menschen unterwegs sein. Es wäre ein Irrtum anzunehmen, Wanderungen seien etwas Ungewöhnliches oder nur exzeptionelle Störfälle der Geschichte, sie sind oft selbst der Stoff der Geschichte und einer ihrer mächtigsten Motoren. Der Schriftsteller Rudyard Kipling brachte es einmal so auf den Punkt: Alles in allem gibt es nur zwei Arten von Menschen auf der Welt. Solche, die zu Hause bleiben; und solche, die es nicht tun.
FERNES LAND ist ein Film über die, die nicht zu Hause bleiben.
Pressematerial
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Termine
Im Kino
Kinostart:
Berlinam 02.02.2013 - ACUD Kino (Premiere in Anwesenheit von Kanwal Sethi)02.02. - 08.02.2013 - ACUD Kinoam 04.02.2013 - Sputnik Kino (Filmgespräch mit Kanwal Sethi)am 19.09.2013 - Asyl in der Kirche e.V. BerlinDresdenam 05.02.2013 - Kino im Dach (Premiere in Anwesenheit von Kanwal Sethi)09.02. - 22.02.2013 - Kino im Dacham 30.05.2013 - Schauburg (eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Dresden, in Anwesenheit des Regisseurs)Erfurt23.02. - 25.02.2013 - Kinoclub am Hirschlachuferam 24.02.2013 - Kinoclub am Hirschlachufer (Filmgespräch mit Kanwal Sethi)Frankfurtam 24.05.2013 - Mal seh´n Kino (im Rahmen des Pakistan Festivals 2012)Freibergam 29.04.2014 - ePI-ZentrumGeraam 13.12.2012 - Bildungsreihe am DonnerstagLandshutam 13.05+14.05.2013 - Kino KinoptikumLeipzigam 03.02.2013 - Kinobar Prager Frühling (Premiere in Anwesenheit von Kanwal Sethi)03.02. - 05.02.2013 - Kinobar Prager Frühlingam 16.02.2013 - Cineding (Filmgespräch mit Kanwal Sethi)16.02. - 29.02.2013 - Cinedingam 16.04.2013 - Rosa Luxemburg Stiftung (Filmgespräch mit Kanwal Sethi)Kiel
am 11.09.2013 - Die Pumpe - Kommunales KinoMagdeburg22.03. - 28.03.2013 - Studiokino Magdeburgam 23.03.2013 - Studiokino Magdeburg (Filmgespräch mit Kanwal Sethi)Nürnberg01.03. - 11.03.2013 - Filmhaus Kino (im Rahmen des 17. Filmfestivals Türkei/Deutschland in Nürnberg)Saarbrücken22.03. - 28.03.2013 - Filmhausam 24.03.2013 - Filmhaus (Filmgespräch mit Kanwal Sethi)Schwäbisch Gmünd22.03. - 28.03.2013 - BrazilkinoSelbam 13.04. + 14.04.2013 - im Rahmen der 35. Grenzland-Filmtage Selb (in Anwesenheit von Kanwal Sethi)Stuttgart18.07. - 22.07.2013 - im Rahmen des Indischen Filmfestivals (in Anwesenheit von Kanwal Sethi)Wittenbergam 21.03.2013 - Cranach-Höfe Studiokino (Filmgespräch mit Kanwal Sethi)Wurzenam 28.09.2013 - Kultur- und Bürger_innenzentrum D5 im Rahmen der interkulturellen Woche im Landkreis LeipzigZwenkau25.09. + 27.09.2013 - KulturKino zwenkau (Schulvorstellung, Filmgespräch mit Kanwal Sethi)