Berliner Bettwurst
Regie: Rosa von Praunheim
Deutschland / Mallorca, 1973, 90 min., Farbe, OmU, FSK: 16
Inhalt
Inhalt
Luzi und Dietmar werden durch ein Ehe- und Einrichtungsdarlehen (in Höhe von 13 000 Mark) nach Berlin gelockt. Sie heiraten in der Gedächtniskirche und fahren mit der weißen Hochzeitskutsche zum Tanzcafe Resi in Neukölln, wo sie sich von Tischtelefonen und Wasserfarbspielen faszinieren lassen. Dietmar wirft sich nach der Arbeit (als Raumpfleger und Aktmodell) in den allerextremsten Freizeitdress. Dietmar und Luzi posieren an der Mauer vor dem Todeskreuz in der Bernauerstraße und vor leerstehenden Häusern im von Türken bevölkerten Kreuzberg.
In der konsumbewusst eingerichteten Wohnung beantworten sie Preisausschreiben. Sie gewinnen eine Mallorcareise. Dem modern air-Jet entsteigend, bewundern sie sogleich die rege Neubautätigkeit auf der Ferieninsel. Luzi schreibt in der Cafeteria Alt-Frankfurt Ansichtskarten und besteigt, im Flitterkleid mit schwarzer Mantilla, ein Kamel. Dietmar folgt ihr im Mexikanerlook. Wieder zu Hause gerät die junge Ehe in eine jähe Krise. Dietmar, im offenen Overall mit Pelzbesatz und hochgekrempelten Hosen, wird am Schultheiss-Schnellimbiss Opfer eines stirnbandgeschmückten Verführers (Berryt Bohlen), der ihn dem Rauschgift zuführt. Betrunken und bekifft folgt er dem Transvestiten.
Sonja (Friedhelm) in die Sexkommune, um sich dessen Lebensgeschichte anzuhören. Die geht von der kommunistischen Erziehung durch den Vater (unwahrscheinlich großer Rosa-Luxemburg-Anhänger) über den Transistrich in Hamburg zur Eheschließung und der Erziehung des Transvestitensohns Mathias. Derweil plauscht Luzi mit der Freundin (Lotte Becker) über die ostpreußische Heimat. »Brandt und Bahr verkaufen uns für ein Butterbrot«, empört sich die Vertriebene. Luzi lässt sich vom Playboy (Lou van Burg) in die Luxuswelt des Showgeschäfts entführen. In einer Glitzerdekoration singt sie mit ihm das Duett »Lass dir die Liebe von mir schenken«. Im silbernen Anzug geht ein Geiger (Holger Münzer) durchs Bild. Luzi erwacht allein. Ihr lieber kleiner Hund liegt tot am Boden, vergiftet. Doch da tritt Dietmar in die Tür: »Luzi o Gott, o Gott, nein.« Auf dem Hundefriedhof finden sie wieder zusammen. Über dem Grab hängt ein Lorbeerkranz. Ein Heldenfriedhof. Der Zensur der FSK fielen die Gruppensexszenen und die Politkommune zum Opfer. Von daher sind die Leninplakate, die im Orgienzimmer zur internationalen Solidarität aufrufen, nicht zu sehen. Die Fernsehfassung des Films kürzte Praunheim von 90 auf 70 Minuten.
Credits
Stabliste
Produktion: Regina Ziegler
Buch: Rosa von Praunheim
Kamera: Rosa von Praunheim, Bernd Upnmoor, Aribert Weis
Schnitt: Frau Kramski
Musik: Holger Münzer, Luzi Kryn, Lou van BurgDarsteller: Luzi Kryn, Dietmar Kracht, Berryt Bohlen, Wolfgang Macke, Lou van Burg, u.a.
Pressestimmen
Pressestimmen
"Praunheims »Kunst« besteht hier nicht in der Künstlichkeit seiner Arrangements, sondern in der Zuneigung zu seinen Figuren, mit der er die voyeuristische Grundsituation auch für das Publikum in Sympathie ummünzt." (Süddeutsche Zeitung)
"Dem kapriösen Bürgerschreck Rosa von Praunheim gelang hier, in Fortsetzung seiner »Bettwurst«, der Ausbruch aus dem Kunst-Getto in den populären Kramerladen des Grotesk-Kinos." (Abendzeitung)
Biografie
Biografie
Rosa von Praunheim gilt als wichtiger Vertreter des postmodernen deutschen Films in den Genres Dokumentar-, Autoren- und Avantgardefilm. Er war vor allem mit seinem Dokumentarfilm von 1971 Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt der öffentliche Wegbereiter und einer der Mitbegründer der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Sein Werk umfasst zahlreiche Filme, Bücher, Hörspiele und Theaterstücke und wurde vielfach ausgezeichnet. 2015 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.
Interview
Interview
Festivals
Festival Deutschland und Preise
Deutschlandpremiere: Astor Kurfürstendamm, Berlin, 1973
Pressematerial
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Jetzt im Kino
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