Plakat Act web2

ACT! Wer bin ich?

Regie: Rosa von Praunheim

D, 2017,  87 Minuten, Farbe, FSK: 12

Während ihrer 10-jährigen Tätigkeit an einer Neuköllner Hauptschule beginnt die Lehrerin Maike Plath mit den sogenannten "Problemjugendlichen" Theater zu machen und entdeckt ihre zahlreichen Stärken. Die Arbeit wird zum Erfolg. Als sie vom Schulamt aufgefordert wird, "Dienst nach Vorschrift" zu machen, kündigt sie den Schuldienst und gründet mit zwei anderen Frauen den Verein ACT. Rosa von Praunheim liefert mit Act! Wer bin ich? ein eindrückliches Portrait dieser Arbeit.

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ACT! Wer bin ich?

Regie: Rosa von Praunheim

D, 2017,  87 Minuten, Farbe, FSK: 12

Während ihrer 10-jährigen Tätigkeit an einer Neuköllner Hauptschule beginnt die Lehrerin Maike Plath mit den sogenannten "Problemjugendlichen" Theater zu machen und entdeckt ihre zahlreichen Stärken. Die Arbeit wird zum Erfolg. Als sie vom Schulamt aufgefordert wird, "Dienst nach Vorschrift" zu machen, kündigt sie den Schuldienst und gründet mit zwei anderen Frauen den Verein ACT. Rosa von Praunheim liefert mit Act! Wer bin ich? ein eindrückliches Portrait dieser Arbeit.

Inhalt

Inhalt

Die Theater-Pädagogin und Lehrerin Maike Plath hat fast 10 Jahre an einer Hauptschule in Neukölln gearbeitet. Normaler Unterricht war dort kaum möglich. Sie fing also an, mit den Jugendlichen stattdessen Theater zu machen und hatte damit Erfolg. Die „problematischen Jugendlichen“ zeigten plötzlich, was sie können und was sie über die Welt denken. Sie fing an ihre Erlebnisse und Konzepte aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Als sie vom Schulamt aufgefordert wurde, "Dienst nach Vorschrift" zu machen, gab Maike Plath nach 17 Jahren Schuldienst ihre Verbeamtung auf und leitet jetzt mit zwei anderen Frauen den Verein ACT. „Als ich mich selbstständig gemacht habe, wollte ich nicht allein im ICE sitzen und jedes Wochenende woanders Lehrveranstaltungen geben. Ich wollte weiter mit Jugendlichen arbeiten und dafür sorgen, dass möglichst viele von ihnen eine Stimme bekommen.“ Mittlerweile arbeitet ein Team von 23 Künstlern und Pädagogen nach ihrem Ansatz in ganz Berlin und gibt bundesweit Weiterbildungen für Lehrkräfte und Künstler. Einige Kinder von damals sind mittlerweile junge Erwachsene und leiten selber Jüngere an. Und jedes Jahr kommen neue dazu...

Rosa von Praunheim hat mit seinem Filmteam (Kamera Elfi Mikesch) über viele Monate 2015 /16 eine Stückentwicklung von Maike Plath -  „How long is Paradise“ - am Heimathafen beobachtet.

 

Credits

Stabliste

Buch, Regie, Produktion
Rosa von Praunheim

Kamera
Elfi Mikesch

Kamera und Ton
Thomas Ladenburger, Markus Tiarks, Oliver Sechting

mit
Maike Plath, Christoph Frieß, Josef Attanjaoui, Aylin Rohn, Ali Brown, Moritz Degen, Friederike Faber, Walid Al-Atiyat, Manfred Plath, Irmela Plath, Salma und Hala El-Nasser, Kasimir Noack, Vivian Kroyer, Stefanie López, Berkant Karadag, Arkadas Karabulut, Hussein Eliraqui, Oguz Ilter, Yasmin Kirschner, Harald Christ, Olga Zgiep, Nancy Ortiz, Sinan Özmen, Andreas Denic, Ronnie Mertens, Tahsin Karakas

Regieassistenz
Oliver Sechting

Musik
Moritz Degen, Ali Brown, Tahsin Karakas, Vivian Kroyer, Sebastian Purfürst, Andreas Wolter

Schnitt & Postproduktion
Mike Shephard

Produktionsleitung
Markus Tiarks, Rainer Baumert (rbb)

Herstellungsleitung
Martin Kruppe

Redaktion
Jens Stubenrauch (rbb)

eine Rosa von Praunheim Filmproduktion in Koproduktion mit RBB
gefördert von Medienboard Berlin Brandenburg

 

Interview

 

Interview mit Rosa von Praunheim

Leben und Überleben in Neukölln

Deutschlandfunk Kultur - Moderation: Dieter Kassel – 22.06.2017

Dieter Kassel: Der Berliner Regisseur Rosa von Praunheim hat sich irgendwie so ein bisschen in den Stadtteil Neukölln verliebt, wo er zwar selbst nicht wohnt, wo er aber im vergangenen Jahr schon ein Theaterstück inszeniert hat, um dann anschließend zwei Dokumentarfilme zu drehen, die sich beide auf sehr unterschiedliche Art und Weise mit Neukölln beschäftigen. Der eine heißt "Act", zeigt die Arbeit eines Theaters mit Neuköllner Jugendlichen, der kommt heute in die Kinos in einigen ausgewählten Städten. Der andere heißt "Überleben in Neukölln" und zeigt Künstler und viele schräge Figuren, die in diesem Stadtteil leben, obwohl es auch dort immer teurer wird und immer schwieriger, so sein Eckchen zu finden. Ich habe mich mit Rosa von Praunheim über diese Filme, über das Theaterstück und überhaupt über sein Verhältnis zu Neukölln unterhalten und ihr erstmal gefragt, was er eigentlich zum Beispiel besonders großartig findet an diesem Stadtteil.

Rosa von Praunheim: Es ist erstmal so ein Szenebezirk. Aus der ganzen Welt kommen Leute hin und leben dort. Das hat ja angefangen, dass erstmal die Mieten sehr billig waren. Inzwischen hat sich das geändert, aber es sitzen sehr viele interessante Leute da und es ist sehr lebendig, im Negativen wie auch im Positiven.

Kassel: Das war jetzt ein Punkt. Gibt es noch mehr, oder ist es einfach nur das, dass es so ein bisschen, sagen wir mal, so sehe ich das teilweise, das coolere Kreuzberg inzwischen geworden ist?

von Praunheim: Ach, da gibt es so vieles, was man – ich hab ja da recherchiert und hab viele tolle Leute kennengelernt, die ich teilweise dann auch porträtiert habe. Aber das ist endlos. Es ist wirklich sehr lebendig. Ich meine, das, was früher so New York war, daran erinnert mich das so ein bisschen, diese Vielfalt. Und das findet man jetzt eigentlich in Berlin und speziell in Neukölln.

Kassel: Nun ist Neukölln allerdings auch über die Grenzen Berlins hinaus bekannt für Phänomene wie kriminelle arabische Klans, muslimische Parallelgesellschaften, Dreck und Gewalt. Ist das ein Teil von Neukölln, den Sie, wenn Sie selbst da sind, einfach so ignorieren können?

von Praunheim: Es geht einem ja auf die Nerven, wenn man nur diese Schlagzeilen hört, weil das ist ja auch so sensationell. Diese ganzen Porträts von Kriminellen und weiß nicht was – natürlich gibt es das alles, aber ich bin eigentlich jemand, der eher konstruktiv ist und gern auch ein positives Bild vermittelt und sagt, da gibt es auch tolle Leute, es gibt tolle Ansätze, und es gibt auch Wege raus. Und gerade auch mit den migrantischen Jugendlichen oder so. Ich meine, eben durch das Theater, das eben Maike Plath gemacht hat, gibt es da eine Möglichkeit eben, dass sie da Anerkennung finden, dass sie nicht nur sich benachteiligt fühlen., Und dadurch dann nur die einzige Möglichkeit haben, sauer zu sein, aggressiv zu werden und Unsinn anzustellen. Ich finde immer, bei so Problemgeschichten, ist doch schöner, wenn man da auch einen Weg raus findet, Positives sieht, als nur zu sagen, das ist alles furchtbar, da kann man nicht hingehen.

Kassel: Das Theaterprojekt, da sind wir einerseits bei "Act", dem Film, der ins Kino kommt in Deutschland. Aber bei dem anderen Dokumentarfilm, der in München zu sehen sein wird, da wiederum machen Sie es fast umgekehrt. Der heißt "Überleben in Neukölln", bezieht sich auf diesen berühmten Film über Leben in New York, und da geht es um Künstler, um sehr besondere Menschen, die in Neukölln eben überleben, und da finden Sie eigentlich in diesem Positiven ja das Negative. Denn was sich, glaube ich, viele Leute außerhalb Berlins sich gar nicht vorstellen können, ist, dass Teile von Neukölln inzwischen ja unglaublich teuer sind, und dass dieses, was Sie beschrieben haben, dieses New York ähnliche, inzwischen eigentlich bedroht ist von der berühmten Gentrifizierung.

von Praunheim: Genau. Aber trotzdem sind immer noch viele Leute da geblieben. Es sind immer noch viele Künstler, die dann – ich meine, im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten ist ja Berlin immer noch am billigsten, dessen muss man sich auch so gewahr werden. Und da findet man immer wieder Nischen und auch Möglichkeiten, da zu leben. Natürlich ist es für alle Künstler, das sind ja da Künstlerporträts in "Überleben in Neukölln", immer schwer zu überleben, mit wie viel Geld auch immer. Von Kunst wird man selten reich, und umso schöner ist es, wenn Leute einfach kreativ sind, was Neues machen und was ausprobieren.

Kassel: Aber gerade bei der Gentrifizierung, man muss das erklären – Neukölln, es gibt da ein Gebiet, das nennt man seit Langem schon Kreuz-Kölln, und das ist eben dieses Grenzgebiet Neukölln-Kreuzberg, das ist immer jünger geworden, immer szeniger, schon auch immer touristischer. Da passiert etwas, was ja in allen Großstädten passiert ist. New York, da haben wir jetzt schon den Vergleich mehrfach gehabt. Bleiben wir bei Manhattan. Das kann sich eigentlich kein Mensch mehr leisten, kein normaler Mensch, auch kein Künstler, es sei denn, er ist schon einer von denen, die ihre Werke für Millionen versteigern. Sagen Sie, das ist der Weg der Welt, und Neukölln wird irgendwann auch ein Bezirk sein, der halt teuer ist, der gentrifiziert ist? Oder sagen Sie wie manche Stadtforscher, das ist auch etwas, was man aufhalten kann und aufhalten muss?

von Praunheim: Das ist eine schwierige Frage. Natürlich ist es so. Die Künstler entdecken einen Bezirk, dann wird es bekannt, dann wird es teuer, und dann ziehen die Künstler wieder in den nächsten Stadtteil. Das wird hier auch so sein, dass sich das ändert. Das Leben ist nun mal (so) – man kann das ja nicht subventionieren, dass man sagt, da ist jetzt ein Künstlerviertel, und jetzt werden alle Wohnungen subventioniert. Das kann man sicher nicht überall machen. Und das Schöne ist ja, dass eine Kunst lebendig bleibt, eine Stadt lebendig bleibt. Und in New York sind die halt natürlich dann alle nach außerhalb von Manhattan gezogen, die Künstler, in unheimlich viele Stadtteile. Das hat ja auch einen Vorteil, dass es nicht nur zentriert ist auf einen Platz, sondern dass sich das dann auch ausbreitet. Also das hat immer Vor- und Nachteile, und Künstler sind immer sehr erfinderisch und überraschen uns mit ihren Ideen. Also natürlich wollte ich festhalten ein Neukölln, das jetzt noch unheimlich interessant ist. Und als Dokumentarist ist das natürlich spannend zu sehen. Wie kommt das, dass sich da plötzlich eine so tolle Szene ansiedelt mit so vielen interessanten Menschen.

Kassel: Wollen wir mal in die Zukunft blicken. Was glauben Sie, was wird Neukölln dann sein? Der ganz teure Nobelbezirk, wo normale Menschen nicht mehr leben können, oder eine Art No-Go-Area, in der alles kaputt gegangen ist?

von Praunheim: Ich glaube, in die Zukunft blicken, da liegt man immer falsch.

Kassel: Aber macht Spaß, oder?

von Praunheim: Weiß ich nicht, aber – der nächste Weltkrieg, der muss ja irgendwann kommen, und ob da nun ganz Berlin zerstört ist, ob wir auf einen Planeten auswandern irgendwo, das sind alles so – darüber mache ich mir keine Gedanken. Außerdem bin ich dann auch nicht mehr auf der Welt, gucke dann irgendwo zu. Nein, das ist doch das Spannende am Leben, dass wir nicht wissen, was passiert, dass immer wieder überraschende Dinge kommen. Berlin war schon so oft totgesagt, und dann kam wieder ein Boom. Jetzt ist es momentan ein Boom. Wir wissen nicht, wie das weitergeht. Und das finde ich auch spannend am Leben. Wenn wir das wüssten, wäre das Leben langweilig.

Kassel: Rosa von Praunheim über Neukölln und seine beiden Neukölln-Filme. Der eine, "Act", läuft ab heute in ausgewählten Kinos in Deutschland, der andere, "Überleben in Neukölln", eröffnet morgen das Filmfest in München.

Pressestimmen

Pressestimmen

Gewagt, gewonnen – Jugendtheater in Neukölln

Neukölln gilt als böses Pflaster. In Rosa von Praunheims Doku „ACT! – Wer bin ich?“ (Kinostart am 22. Juni) wird erzählt, wie Jugendliche über das Theaterspiel Selbstbewusstsein und Perspektiven entwickelten. Der 74-jährige Filmemacher zeigt aber vor allem das Porträt einer Alltagsheldin, die die Berliner Underdogs nicht aufgeben wollte.

Neukölln ist grob, brutal. kriminell. Und dieses Image der Schreckensstadt darf sich nicht wandeln. Gegen zehn Euro posieren Jugendliche deshalb schon mal für Boulevard-Journalisten als Junggangster. Die Lehrerin Maike Plath erzählt eine Pointe aus dem Fake-News-Land Deutschland. In „Act! Wer bin ich?“ beleuchtet Rosa von Praunheim eine andere Jugendkultur im Notstandsgebiet. Eine Frau bekommt einige der wildesten Kinder von der Berliner Straße über die Bühne und das Schauspiel in eine Lebensspur. Ein Mädchen sagt „Fick dich mal ins Knie! Hurensöhne!“ zu Jungs, die sie auf der Straße belästigen.So beginnt die Doku. Es ist eine nach draußen verlegte Spielszene. Im nächsten Moment springen alle Schüler wie Primaten um Plath herum, streicheln ihre Anführerin bewundernd wie eine Schimpansenhorde. Sie haben mit ihr an der Schule Theater gemacht, Szenen aus eigenen Erlebnissen destilliert und zu Theaterstücken verdichtet. Therapeutisches Schauspielern, Darstellen zur Selbstreflexion, zur Selbstrettung. Applaus bei den Aufführungen vermittelt Selbstwertgefühl. „Erziehung zur Mündigkeit und Freiheit … gekoppelt an Respekt und Liebe“, nennt Plath ihr Konzept. Es gibt Stücke aus Szenen, kurze Interviews, Blicke in Plaths Biografie. Der Zuschauer trifft junge Leute wie den 25jährigen Deutschmarokkaner Yusuf (auf seinem Box-Pokal hat man ihm „Josef“ eingraviert), der heute offen heraus gesteht, glücklich sein zu wollen, was er nur sagen kann, weil er sich über die Theaterarbeit mit Plath selbst kennen gelernt und verstanden hat. Ehrlichkeit statt dicker Lippe. Die Schulverwaltung hatte das Verständnis trotz der Erfolge nicht mehr, daraufhin stieg Plath aus dem Schulsystem aus, gründete „Act!“, einen Verein für Jugendtheater und macht bis heute mit Jugendlichen und Kindern Theater. Ein spannender Film. Der 74-jährige Praunheim zeigt, was er seit je gerne zeigte: Schwimmer gegen den Strom, eine Frau mit Mut und Underdogs, die anpacken, was sie anpackt. Alltagshelden. Praunheim ist ganz in seinem Element.

RND / Matthias Halbig

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ACT! WER BIN ICH?

Rosa von Praunheim porträtiert ein ungewöhnliches Theaterprojekt im Heimathafen Neukölln.

Viele von Rosa von Praunheims Dokumentarfilmen – vom legendären „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ von 1971 bis zum Ralf-König-Porträt „Der König der Comics von 2012 – gehören zum Besten, was der unermüdliche Filmemacher in über vier Jahrzehnten seines Schaffens gedreht hat.  Der Vorkämpfer für die Rechte von Schwulen kann eine überaus wache Aufmerksamkeit für Menschen und Themen um ihn herum entwickeln. Seine Fähigkeit, unterschiedlichsten Gesprächspartnern auf Augenhöhe zu begegnen und sich wirklich für sie zu interessieren, öffnet dem Zuschauer oft den Blick in unbekannte Welten. In „Act! Wer bin ich?“ porträtiert der 74-Jährige nun mit genau dieser Sensibilität ein Hoffnung machendes Projekt in Neukölln. Die ehemalige Lehrerin Maike Plath macht am Kieztheater Heimathafen in der Karl-Marx-Straße Theaterarbeit mit Jugendlichen aus dem Bezirk – die meisten aus Migrantenfamilien, für viele ist Gewalt alltäglich, eine behütete Kindheit ist hier eher die Ausnahme. Was so einfach klingt, ist für die Teilnehmer viel mehr: ein Freiraum, den es sonst nicht gibt in ihrem Leben, ein Ort, wo sie wahrgenommen werden, eine Art Schule fürs Leben. Die Stücke, zu denen die Jugendlichen selbst die Themen finden, verhandeln Biografisches und existenzielle Fragen: Wer bin ich? Was ist der Sinn des Lebens? Was bedeutet Glaube? In den hier gezeigten Interviews wird deutlich: Die Theaterarbeit fordert die Jugendlichen heraus, ermöglicht einen neuen Blick auf die Welt um sie herum, eine Distanz zu eigenen Mustern und den spielerischen Umgang mit neuen Haltungen. Auf der Bühne kann schließlich auch ein blonder deutscher Junge muslimisch beten. Die riesige Diskrepanz zwischen der Lebensrealität der Neuköllner Jugendlichen und den Zielen des herkömmlichen Lehrplans war für Maike Plath letztlich der Grund, aus dem Schuldienst auszusteigen. Durch die Konzentration auf die Porträtierten kommen im Film allerdings die Hintergrund-Informationen ein wenig zu kurz. Rosa von Praunheim hat ein liebevolles Plädoyer für das Chancen-Geben und für einen anderen Blick auf Menschen, die oft als „Problemfälle“ abgestempelt werden, vorgelegt.

ZITTY / Susanne Stern

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ACT! WER BIN ICH?

Als der Lehrerin Maike Plath klar wird, dass sie ihre Schüler über den Unterricht nicht erreicht, entwickelt sie mit ihnen Bühnenstücke und führt sie an die Kunstform „Theater“ heran. Mit Erfolg. Aber das Schulamt zwingt sie zum „Dienst nach Vorschrift“. Daraufhin gründet  Plath den Verein ACT, in dem sie ihre Konzepte bis heute weiterentwickelt. Rosa von Praunheims aufschlussreiche Doku „ACT!“ zeigt die Arbeit des Vereins und lässt die Beteiligten zu Wort kommen. Der Film offenbart, welches Potential in sogenannten „Problemkindern“ schlummert und wie man sie mit diesem „alternativen“ Bildungskonzept erreicht.


Ein normaler Unterricht an der Neuköllner „Problemschule“, an der Maike Plath arbeitete, war nur schwer möglich. Deshalb konzipierte sie gemeinsam mit den Schülern Theaterstücke. Durch das Spielen kamen jene Fähigkeiten zum Vorschein, die sich in den jungen Menschen verbargen. Aber: die Behörden forderte Plath zum „Dienst nach Vorschrift“ auf.  Nach über 15 Jahren als Lehrerin quittierte die Theaterpädagogin daraufhin den Schuldienst. Danach begann sie, ihre Erlebnisse und Konzepte niederzuschreiben und zu veröffentlichen. Heute ist Plath im Vorstand des Vereins ACT, in dem sie wieder mit Jugendlichen arbeitet und ihre Ideen an andere Lehrer weitergibt. Rosa von Praunheim war 2015/16 viele Monate im Berliner Theater-Jugendclub „Heimathafen“ zu Gast, in dem die meisten der Theaterstücke des Vereins eingeübt und aufgeführt werden. Im Laufe der Jahre ist ACT gewachsen: 23 Künstler und Pädagogen in ganz Berlin arbeiten mittlerweile nach dem ACT-Ansatz. Zudem gibt Plath in ganz Deutschland Weiterbildungen für Pädagogen und Künstler. Auf kluge, dramaturgisch sinnvolle Weise verbindet von Praunheim die einzelnen Elemente seiner aufschlussreichen, informativen Doku. Er setzt auf Interviews, Archivmaterial bzw. Privataufnahmen einiger Schüler und vor allem seine filmischen Beobachtungen der Theaterproben. Diese bilden den Schwerpunkt des Films. Dramaturgisch sinnvoll geht der Filmemacher deshalb vor, da er Plath zunächst einmal von ihren Vorstellungen und Konzepten berichten lässt. Sie brennt für das, was sie tut und sie geht ihrer Tätigkeit mit Leidenschaft nach. Das merkt man ihr an. Ab und zu mag das von ihr Geäußerte, in erster Linie was den theaterpädagogischen Ansatz betrifft, etwas komplex klingen. Dann aber zeigt von Praunheim Bilder von den Proben in dem Jugendclub. Und wie die jungen Leute Plaths Theorie vom Theater als „wirkmächtigstem Bildungsmittel“ umsetzen. Dann wird einem augenscheinlich klar, was gemeint ist: Theater als Experimentierfeld, in dem jeder einzig- und verschiedenartig sein darf, es keine Noten oder Bewertungen gibt und vor allem Vielfalt gefragt ist. Unterschiedliche Religionen, Hautfarben und Biografien befördern den kreativen Prozess. Die Szenen der Proben und Aufführungen sind die stärksten des Films, da sie hautnah und auf sehr anregende Weise zeigen, wie die Umsetzung des „ACT“-Prinzips in der Praxis aussieht. Plath nimmt sich Zeit für jeden Einzelnen und lässt die Jugendlichen aktiv am Entstehungsprozess mitwirken. Diese gehen in ihren neuen Rollen und abseits des verstaubten Klassenzimmers völlig aus sich heraus. Die Jugendlichen blühen regelrecht auf. Sie singen, rappen, tanzen, spielen und lassen ihren Emotionen freien Lauf. Wichtiger Teil eines Stücks ist dabei die persönliche Geschichte eines jeden Einzelnen, seine Biografie. Teile bzw. Elemente jeder Biografie fließen unmittelbar in die Stücke ein. „ACT!“ zeigt zudem, dass dieses pädagogische Konzept auch wirklich etwas bringt. Denn im Film kommen auch einige von Plaths ehemaligen Schülern zu Wort. Schüler der Neuköllner „Problemschule“, in der die Pädagogin ihre Ideen einst erstmalig umsetzte. Aus ihnen sind selbstbewusste, reflektierende Mittzwanziger geworden, die Ziele im Leben haben und wissen, was sie wollen. Eine will demnächst studieren, ein anderer hat erfolgreich im Sport Fuß gefasst. In einem privaten Video sieht man diesen Sportler als ca. fünfzehnjährigen Jugendlichen. Also noch vor dem Kontakt mit Plath und ihren Methoden. Er präsentiert sich als schimpfender, übel gelaunter Gangster, der Hasstiraden von sich gibt, den Stinkefinger in die Kamera hält und dem alles egal scheint. Aus derselben Person ist, zehn Jahre später, ein komplett anderer Mensch geworden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Maike Plath und ihre besondere Pädagogik, einen entscheidenden Anteil daran haben.

Programmkino.de / Björn Schneider

 

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ACT! WER BIN ICH?

Rosa von Praunheim wagt sich in seinem neuen Dokumentarfilm in die keineswegs konfliktfreie Mixed Zone zwischen Neuköllner Jugendkultur und Theaterpädagogik.

Jugendliche bei einem Überfall, eine junge Frau wird auf der Straße aggressiv angemacht und wehrt sich mit einem F-Wort, die Bildqualität ist wackelig und schlecht. So beginnt dieser Film: Doch was wie eine taffe Reportage über Jugendgewalt aussieht, ist Teil eines Theaterprojekts in Berlin-Neukölln. Hier hat sich die Pädagogin Maike Plath nach 17 Jahren als Beamtin im Schuldienst eine freischaffende Existenz als »Theatermacherin« (so nennt sie es selbst) und Multiplikatorin aufgebaut. Gemeinsam mit dem Musiker Moritz Degen und Jugendlichen inszeniert sie am Neuköllner Kieztheater »Heimathafen« Stücke und Shows mit so schönen Titeln wie »Tear Down This Classroom« oder »Arab Queen & Thilo Sarrazin — Neuköllner Jugendliche geben Contra«. Das Besondere dabei: Plath entwickelt die Stücke mit den Schülern selbst aus deren eigenen Erfahrungen — auch, um ihnen so die Stimme zu geben, die sie im sonstigen Leben nicht erhalten: »Du redest über uns, aber jetzt sind wir dran«, heißt es in einem Rap. Partizipativ biografisches Theater nennt sich dieser Ansatz, der Jugendlichen im spielerischen Ausdruck neben künstlerischem Handwerkszeug auch einen neuen selbstreflektierten Zugriff auf ihr Leben geben soll. Thematisch geht es in den Stücken um Gewalt und Genderrollen, Anerkennung, Einsamkeit, Freiheit und natürlich auch um Schule selbst. Seit seinen ersten Spielfilmen hat Rosa von Praunheim immer wieder ein großes Herz für kämpfende Underdogs bewiesen. Und so spielen auch in diesem Film eine große Rolle die Kids, die von Lehrerin Plath oft zum ersten Mal in ihrem Leben Anteilnahme und Wertschätzung erfuhren: Sie heißen Jussuf oder Walid, Olga, Halla oder Kasimir, träumen von einer Karriere als Schauspielerin, Tierarzt oder einfach nur dem Abitur. Ihre Stimmen und Auszüge aus Theaterproduktionen der letzten Jahre umrahmen das Porträt der aus einer norddeutschen Lehrerfamilie stammenden engagierten Pädagogin selbst, die wohl vor allem die Liebe nach Berlin und dort an eine Neuköllner Hauptschule verschlagen hat. (In seiner um formale Geschlossenheit unbekümmerten Art scheut sich Praunheim nicht, gleich in den ersten Minuten des Films in einem romantischen Mini-Home-Story-Schlenker auch Maike Plaths Lebenspartner samt Kennenlerngeschichte einzuführen.) So stark und ausgeglichen Plath heute auch wirkt, musste sie in den ersten Neuköllner Monaten auf dem Heimweg in der U-Bahn vor Frust oft mühsam die Tränen zurückhalten, wie sie erzählt. Und als die wohl auch gegen diese negativen Gefühle gegründete Theater-AG nach einigen erfolgreichen Jahren auf Widerstand der Schulverwaltung stößt, reagiert Plath mit dem Ausstieg aus dem System Schule und dem Aufbau eines Vereins (»Act!«), der das Jugendtheater auf freier Basis fortführt. Es überrascht nicht, dass dabei Geldknappheit das größte Problem ist, doch auch die aufreibenden Lebensrealitäten machen die kontinuierliche Arbeit manchmal schwer. Einziger kleiner Makel des Films: Es wäre doch interessant gewesen, Konkreteres über die Schwierigkeiten des Berliner Schulbetriebs mit der pädagogischen Theaterarbeit zu erfahren.

Epd-Film / Silvia Hallesleben

 

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ACT! WER BIN ICH?

Eine Geschichte, wie sie der Dokumentarfilm "Act! Wer bin ich?" erzählt, kann schnell unter den guten Absichten der Macher leiden. Der Versuchung, sich bei der Inszenierung an populären Rührstücken aus Hollywood zu orientieren, ist zudem schon so mancher Regisseur erlegen. Doch "Act!" ist weit weg von besserwisserischer Bevormundung oder sentimentalen Klischees, wie man sie etwa aus Dramen wie dem Michelle-Pfeiffer-Vehikel "Dangerous Minds" (1995) kennt. Stattdessen beweist der Film erneut, welch einen einfühlsamen Dokumentarfilmer das deutsche Kino in Regisseur und Drehbuchautor Rosa von Praunheim gefunden hat.

Unpathetisch und mit einem ebenso nüchternen wie neugierigen Blick schaut von Praunheim auf seine Protagonisten. Neben der Pädagogin Maike Plath, die ihren Lehrerberuf und das Schulsystem erst hinter sich lassen musste, um ihre Berufung als Theatermacherin zu finden, stehen vor allem die Jugendlichen, mit denen Plath arbeitet, immer wieder im Mittelpunkt. Von Praunheim macht auch in seinem neuesten Film keinen Hehl aus seiner Sympathie für gesellschaftliche Außenseiter und gibt Plath sowie ihren Schauspielern daher ausführlich Raum, um von sich zu erzählen. Dadurch erscheint "Act!" mitunter als eine filmische Fortführung von Plaths Theaterarbeit. Denn auch hier geht es in erster Linie darum, den Mitwirkenden eine Form des individuellen Ausdrucks zu ermöglichen sowie die oft von Brüchen geprägten Biografien spielerisch aufzuarbeiten und zu reflektieren. Eine weitere Parallele zwischen von Praunheims Werk und Plaths Schaffen findet sich schließlich in der Arbeit mit Laien: Die Energie, die hier entsteht, ist bemerkenswert und lebt von ihrem ungeschliffenen Charme sowie einer großen Authentizität. Die kurzweilige Mischung aus Interviews, Archivmaterial und mit der Handkamera eingefangenen Impressionen macht "Act!" absolut sehenswert. Bisweilen mutet der dramaturgisch eher locker dahintreibende Film zwar etwas oberflächlich und ziellos an, die wertvollen Einblicke, die von Praunheim hier gewährt, machen dies aber mehr als wett. Zudem gelingt es dem Filmemacher auf unangestrengte Weise, den in diesen Tagen etwas überstrapazierten Begriff der Diversität tatsächlich mit Leben zu füllen und anhand seiner Protagonisten anschaulich zu machen. Fazit: Rosa von Praunheims Dokumentarfilm blickt ohne Pathos, aber voller Sympathie und Neugier auf die Arbeit der Theatermacherin Maike Plath. "Act! Wer bin ich?" zeigt dabei zugleich auf unangestrengte Weise, wie wertvoll gesellschaftliches Engagement und kulturelle Diversität sind.

Spielfilm.de / Carsten Moll

 

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ACT! WER BIN ICH?

Wertschätzung, Respekt und Ernstnehmen

Rosa von Praunheim begleitet die Theaterpädagogin Maike Plath bei einer Produktion ihrer Neuköllner Jugendtheater-Gruppe ACT. Maike Plath war Lehrerin an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein, bevor sie 2005 an eine Hauptschule nach Neukölln wechselte. Dort entwickelte sie die Grundlagen ihrer theaterpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen, geriet aber auch mit der Schulleitung aneinander. Sie solle ihre „Privatvergnügungen“ gefälligst außerhalb der Schule betreiben, und ordentlich den Stoff vermitteln, wurde ihr mitgeteilt. Plath verließ den Schuldienst. Ihre Arbeit führt sie heute im Neuköllner Verein ACT e.V. weiter.
Praunheim interessiert sich weniger für Plaths genaue Methode – über die können sich Interessierte aber auch ausführlich in mehreren Büchern, in zahlreichen Tutorials auf Maike Plaths Youtube-Kanal und auf ihrem Blog (link: (maikeplath.de) informieren. Praunheim geht es um Persönlichkeiten, um die von Maike Plath selbst, und um die der Jugendlichen, die bei ACT als Regisseure, Schauspieler und Autoren mitmachen. Denn die freie Entfaltung der Persönlichkeit ist das eigentliche Ziel von ACT, und in der Gruppe wird das durch Wertschätzung, Respekt und Ernstnehmen der Einzelnen erreicht. In Praunheims Film ist große Begeisterung zu sehen, vor allem auf Seiten der jungen Neuköllnerinnen und Neuköllner, für die die Mitarbeit bei ACT oft einen echten Wendepunkt im Leben bedeutete. Aber auch Maike Plaths Gesichts beginnt zu leuchten, wenn sie von ihren Schützlingen und deren Entwicklung spricht. Dass eine so partizipative Produktion wie ein Stück von ACT nicht so glatt abläuft wie eine professionelle Inszenierung zeigt der Film ebenfalls. Einmal bleibt eine wichtige Darstellerin am Tag der Generalprobe weg. Sie habe einen Zusammenbruch gehabt, sagt sie am Telefon. Am nächsten Tag ist sie wieder. Alles okay, ich war nur gestern nur etwas nervös, sagt sie.

Indiekino / Hannes Stein

 

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REGIE ÜBER DEIN LEBEN

In seinem neuen Dokumentarfilm „ACT! – Wer bin ich?“ schaut Rosa von Praunheim über den schwulen Tellerrand und findet mal wieder eine Heldin des Alltags, die ihre bürgerlichen Sicherheiten aufgegeben hat, um sich für soziale Veränderungen einzusetzen. Maike Plath macht „biografisches Theater“ mit Jugendlichen in Neukölln, deren Biografien andere oft nicht interessieren.

Maike Plath sammelt Zeitungsberichte über Berliner „Problemschulen“. Sie macht dann eine vergleichende Bildanalyse: Hinten steht immer das Schulgebäude, dunkel, drohend, aus Untersicht, davor wird das Bild eines kauernden Jugendlicher geklebt, mit Hoodie und schwarzem Balken vor den Augen, Gangster-Pose, aufgespießt von großen Schlagzeilen, in denen was von Kriminalität steht. Das ist das typische Bild, das in den Medien von Neuköllner Schüler_innen mit Migrationshintergrund verbreitet wird. Sie weiß, dass nicht selten die Journalisten den Jugendlichen 10 Euro in die Hand drücken, damit sie so posieren. Beim Stichwort „Posieren“ schneidet Rosa von Praunheim auf Bilder aus Theaterproben. Das Stück heißt „Tear Down This Classroom“, wir sind auf der alternativen Neuköllner Bühne „Heimathafen“, an dem Maike Plath mit zwei anderen Frauen einen Jugendtheaterclub gegründet hat und jedes Jahr, so lange die Finanzierung steht, ein neues Stück einübt. Hier sind die Posen der Jugendlichen aus ihren Biografien herausgearbeitet, und den Gangster zu spielen, heißt hier: Distanz dazu eingenommen zu haben.

Auch Praunheim hat keine Lust, typische Bilder von Problemjugendlichen medial zu verbreiten. Er bedient keine Klischees von homophoben Migrantenkids, die Neukölln für händchenhaltende Schwule und Lesben zur No-Go-Area machen. Er fragt sie: „Wer bist du?“ Und heraus kommen erstaunliche Geschichten, genau das Material, mit dem auch Maike Plath arbeitet: Kinder mit Borderline-Störung, Jungs, deren gesamter Freundeskreis im Knast sitzt, Mädchen, die zuhause gar nicht erzählen, dass sie Theater spielen, Jugendliche, die sich beschäftigen wollen, damit sie nicht beschäftigt werden – „mit anderen Dingen“. In der Schule sollen sie integriert werden, mit Inhalten, die sie nicht erleben. Ihre eigenen, individuellen Erfahrungen interessieren nicht. Für viele ist es naheliegend, einfach nicht mehr hinzugehen.

Auch Maike Plath war im Schuldienst, wie ihre Eltern. Perfekte Kindheit in Glücksburg. Der Vater spricht von Leistung und Erfolg, die Mutter von schön gemalten Bildern. Dann wird sie selbst Lehrerin, in einer integrierten Gesamtschule mit musischem Schwerpunkt. Als sie der Liebe wegen nach Berlin zieht, steht sie plötzlich vor einer Neuköllner Hauptschulklasse, die sie überhaupt nicht beachtet. Erst heulen, wenn ich zuhause bin, sagt sie sich. Und überlegt sich alternative Konzepte. Sie spricht mit allen Schülern und Schülerinnen individuell, baut Vertrauen auf, macht aus den Biografien Theatertexte. Und Filmrollen. Da sind dann alle dabei, die Polizei macht mit, „wir durften sogar den Italiener von gegenüber anzünden!“ Der Schulleitung wird es bald zu bunt – ihre privaten Faxen könne Frau Plath ja auch woanders machen. Das tut sie, kündigt ihren Beamtenstatus, findet mit dem aktuellen Stück Asyl im Heimathafen und schreibt Bücher über ihre szenische Arbeit mit Jugendlichen. Ihr geht es nicht darum, dass Migrantenkinder ins Theater gehen. Es geht ihr um Potenziale, die brachliegen.

Praunheim und seine Kamerafrau Elfi Mikesch sind sichtlich verliebt in die uneitle Theatermacherin, die keine Klischees mehr erträgt und stattdessen Räume schafft für Individuen: für Ali, den Rapper, Vivian, die Kickboxerin, Hussein, den Anstreichergesellen, der nun für seine erste Filmrolle einen Nachwuchspreis erhalten hat, Arkadas, 13, der sich als Hartz-IV-Empfänger vorstellt. „Was immer ich bin – ich bin ich!“, heißt es im Stück „How Long Is Paradise“, dessen Entstehung Praunheim und Mikesch dokumentieren. In rasender Folge kippen die Biografien in den Film, wird deutlich, woher diejenigen kommen, die ihre Geschichten da vor hundert Leuten erzählen und lernen, eine Distanz dazu aufzubauen: Berlin ist für sie Gotham City – nur ohne Batman.

Praunheim hält sich sehr zurück gegenüber seinen Protagonisten. Von Sex ist keine Rede diesmal, vom Schwulsein auch nicht. Ein blonder 12-Jähriger, Kasimir Percy, Sohn einer früheren Documenta-Leiterin, Traumberuf Modedesigner, fühlt sich in der Theatergruppe nicht als Opfer. Aber auch außerhalb nicht: „Es haben einige vergebens versucht, sich über mich lustig zu machen.“ Was soll man da noch fragen. Bei Kindern und Jugendlichen kann das alles noch klappen: die Gegensätze integrieren, die Vorurteile spielerisch aufzulösen. Wer Homophobie bekämpfen will, sollte hier anfangen.

sissymag.de / Jan Künemund

 

Festivals

Festivals

2017, Achtung Berlin - The New Berlin Film Award

2017, 48 Stunden Neukölln

 

Pressematerial

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Jetzt im Kino

Preview-Kinotour

am 25.04.2017 - BERLIN - 21:30 - Achtung Berlin, FaF

am 23.05.2017 - KIEL - 20:30 - Kino in der Pumpe - Filmgespräch mit Maike Plath

am 21.06.2017 - BERLIN - 20:30 - Heimathafen Neukölln - PREMIERE

am 22.06.2017 - BERLIN - 20:00 - WOLF - Filmgespräch mit Maike Plath 

am 23.06.2017 - BERLIN - 21:30 - 48 Stunden Neukölln - Filmgespräch mit Maike Plath

am 24.06.2017 - BERLIN - 19:15 - IL Kino - Filmgespräch mit Maike Plath

am 25.06.2017 - BERLIN - 20:00 - Tilsiter Lichtspiele - Filmgespräch mit Maike Plath

am 25.06.2017 - BERLIN - 20:00 - Eva-Lichtspiele - Filmgespräch mit Rosa von Praunheim

am 01.07.2017 - BERLIN - 20:30 - Lichtblick Kino - Filmgespräch mit Maike Plath

am 04.07.2017 - LEIPZIG - 21.30 - Schaubühne Lindenfels - Filmgespräch mit Maike Plath

am 15.07.2017 - NÜRNBERG - 20:10 - Cinecitta - Filmgespräch mit Maike Plath

am 17.09.2017 - BERLIN - 11:00 - Bundesplatz Kino - Filmgespräch mit Maike Plath

 

KINOSTART: 22.06.2017

 

BERLIN

22.06. - 05.07.2017 WOLF

22.06. - 05.07.2017 Il Kino

22.06. - 28.06.2017 Eva-Lichtspiele

am 08.07.2017 Eva Lichtspiele

22.06. - 19.07.2017 Tilsiter Lichtspiele

22.06. + 02.07. + 09.07. + 16.07.2017 Cinema Bundesallee

29.06. - 12.07.2017 Lichtblick Kino

am 17.09.2017 Bundesplatz Kino

am 26.11.2017 Klick

am 25.04.2018 Cafe Ludwig (Filmgespräch mit Maike Plath)

 

BREMEN

14.09. - 18.09.2017 City 46

 

HAMBURG

am 22.03.2018 Lichtmess

 

IMMENSTADT

25., 28., 30.01.2018 Union Filmtheater

 

KIEL

23.05. - 24.05.2017 Kino in der Pumpe

 

LEIPZIG

29.06. - 05.07.2017 Schaubühne Lindenfels

 

LÜBECK

am 06.12.2017 Kommunales Kino

am 09.12.2017 Kommunales Kino

am 13.12.2017 Kommunales Kino

 

MANNHEIM

14.09. - 20.09.2017 Cinema Quadrat

 

NEUSTRELITZ

05.01. - 06.01.2018 Fabrikkino

 

NÜRNBERG

22.06. - 19.07.2017 Cinecittà

 

PFORZHEIM

am 22.01.2018 Kommunales Kino

 

WIESBADEN

am 28.11.2017 Filmtheater-Murnau

 

WYK AUF FÖHR

am 08.02.2018 Kino im Friesenmuseum

 

 

 

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