SONGS OF LOVE AND HATE

Ein film von KATALIN GÖDRÖS

CH 2010 - 89 min - FSK: 16 - 35 mm - Farbe - Cinemascope

SONGS OF LOVE AND HATE ist ein intensiver und faszinierender Film zwischen Coming-of-Age Familiendrama und Thriller.

 

   maxdome      juke

 

 
 
 
 

SONGS OF LOVE AND HATE

Ein film von KATALIN GÖDRÖS

CH 2010 - 89 min - FSK: 16 - 35 mm - Farbe - Cinemascope

SONGS OF LOVE AND HATE ist ein intensiver und faszinierender Film zwischen Coming-of-Age Familiendrama und Thriller.

 

   maxdome      juke

 

Inhalt

 

Inhalt

In einem idyllischen Weinbaugebiet am Fuße der Schweizer Alpen lebt Rico mit seiner Frau Anne und den beiden Töchtern. Die hübsche Lili bringt durch ihre erwachende Sexualität Unruhe in das bisher so harmonische Familienleben. Langsam wird das Kind zur Frau und der Blick des Vaters verliert seine Unschuld. Er distanziert sich von ihr. Die zurückgestoßene Tochter wählt ungewöhnliche Wege, um ihren Platz im kindlichen Paradies zurückzuerobern und macht  ihren Vater zum Komplizen ihrer grausamen Spiele. Verhängnisvoll spitzt sich die Situation zu.

 

Credits

Credits

Buch und Regie Katalin Gödrös
Kamera Henner Besuch
Schnitt Silke Botsch
Ton Ingrid Städeli
Produktion Cobra Film AG, Zürich
 
mit:
Sarah Horváth, Jeroen Willems, Ursina Lardi, Joel Basman, Luisa Sappelt, u.a.
 

Festivals

Festival

2011, European Film Forum Scanorama, Vilnius
2011, FEmotion – Frauen Filmwoche, Kiel
2011, Fünf Seen Film Festival, Gilching
 
Galway, 23rd Galway Film Fleadh, 05.07.2011 – 10.07.2011
 
Rotterdam, 40th International Film Festival Rotterdam, 26.01.2011 – 06.02.2011
 
Solothurn, 46. Solothurner Filmtage, 20.01.2011 – 27.01.2011
 
Saarbrücken, 32. Filmfestival Max Ophüls Preis Saarbrücken, 17.01.2011 – 23.01.2011
- Nachwuchsdarstellerpreis 2011
 
Palm Springs, 22nd Palm Springs International Film Festival, 06.01.2011 – 17.01.2011
 
Cairo, 34th Cairo International Film Festival, 30.11.2010 – 09.12.2010
 
Goa, 41st International Film Festial of India Goa, 22.11.2010 – 02.12.2010
 
Hof, 44. Internationale Hofer Filmtage, 26.10.2010 – 31.10.2010
 
Valladolid, 55. Semana Internacional de Cine de Valladolid, Competition, 23.10.2010 – 30.10.2010
 
Warsaw, 26th Warsaw International Film Festival, 08.10.2010 – 17.10.2010
 
Locarno, 63. Festival del film Locarno, Competition, 04.08.2010 – 14.08.2010

 

 

Pressematerial

 

Pressematerial

Attachments:
FileDescriptionFile size
Download this file (01.jpg)SOLAH Sarah Horváth Fenster 131 kB
Download this file (07.jpg)SOLAH Sarah Horváth 169 kB
Download this file (08.jpg)SOLAH Sarah Horváth & Luisa Sappelt 195 kB
Download this file (10.jpg)SOLAH Sarah Horváth, Jeroen Willems, Luisa Sappelt 230 kB
Download this file (NFF:Felix Kalkman-02.jpg)NFF:Felix Kalkman-02.jpgMit Hommage an Jeroen Willems!4947 kB
Download this file (poster1.jpg)SOLAH Plakatmotiv 260 kB
Download this file (SoLaH_presseheft_light.pdf)SOLAH Presseheft 1691 kB

 

Termine

Termine

07.09.12                  Theater am Rand, im Rahmen des Oderkurz-Filmspektakel 07. - 08.09.12
 
BERLIN
16.11.   20:00 Uhr    Brotfabrik Preview in Anwesenheit von Katalin Gödrös
17.11. - 30.11.          Brotfabrik
17.11. - 30.11.          Sputnik Kino
18.11.   20:00 Uhr    Sputnik Kino Premiere in Anwesenheit von Katalin Gödrös und dem Team
21.11. - 25.11.          Babylon Mitte
 
FRANKFURT
24.11.   20:30 Uhr     Orfeos Erben Katalin Gödrös im Gespräch mit dem Publikum
24.11. - 30.11.          Orfeos Erben
 
FÜRSTENWALDE
08.12. - 14.12.          Filmtheater Union

KIEL
02.11.                       Koki in der Pumpe (im Rahmen der Frauenfilmwoche)

KÖLN
15.03.-21.03.            Filmpalette

LEIPZIG
08.12.  20:00 Uhr      Schaubühne Lindenfels Katalin Gödrös im Gespräch mit dem Publikum
08.12. - 14.12.          Schaubühne Lindenfels
 
MÜNCHEN
17.11.   20:00 Uhr    Neues Arena Premiere in Anwesenheit von Katalin Gödrös
17.11. - 30.11.          Neues Arena
 
SAARBRÜCKEN
01.12. - 07.12.          Filmhaus
 
WEITERSTADT
08.06. - 11.06.          Kommunales Kino

 

Pressestimmen

 

Pressestimmen

 

Sinnliche Schutzschicht: Sarah Horváth zeigt ihre schauspielerischen Qualitäten in Katalin Gödrös' Coming-of-Age-Drama.

In seinen ersten Bildern findet "Songs of Love and Hate" ein treffendes Bild für die Pubertät: Bei der Arbeitspause im Weinberg streut die Winzertochter Lilli Salz auf eine Nacktschnecke und beobachtet zusammen mit ihrer Schwester, wie sich das Tier, seiner Schleimschicht beraubt, in Todesqualen windet. Ob es ein Männchen oder Weibchen war, fragen sich die Mädchen – eine Frage, die nun, da auch bei ihnen die neutralisierende Schutzhaut der Kindlichkeit verschwindet, ihre Welt- und Selbstwahrnehmung bestimmt. Die Stärke des Films von Katalin Gödrös ist es, aus dem genau beobachteten Setting eines Schweizer Weinbauerndorfes heraus eine robuste Symbolsprache zu entwickeln und über diese per­spektivische Dopplung den dunklen Kontinent der Sexualität in seinem Schrecken und seiner Verheißung zu erkunden. Dass der Film seine Erzählhandlung bis ins Extrem führen kann, ohne an Plausibilität einzubüßen, liegt aber vor allem an der Qualität der Schauspieler, an der bodenständigen Virilität von Jeroen Willems als Vater und der somnambulen Sinnlichkeit von Sarah Horváth als Lilli.  -  tip-Bewertung: Sehenswert

(TIP Berlin, Stella Donata Haag)

 

 


 

Großes Melodram: 'Songs of Love and Hate' von Katalin Gödrös

Wenn er den Kopf nach oben wendet, die Augen verdreht, bis nur noch das Weiß hervorleuchtet aus ihren Höhlen, schaut der Vater (Jeroen Willems) wirklich zum Fürchten aus - griesgrämig, erschöpft, verzweifelt, beinahe tierisch. Es kommt aber auch einiges zusammen in diesem Herbst. Der Wein, den er produziert, wird wohl kein so guter Jahrgang werden, er hatte volles Risiko gespielt, wollte so spät ernten wie möglich, dann hat plötzlich heftiger Regen eingesetzt. Er selber greift seit einiger Zeit viel zu oft zum Glas, zieht den süffigen Roten gierig in sich hinein. Seine Frau fühlt sich merklich vernachlässigt, er soll sich mehr um sie kümmern, sagt sie ihm ganz offen - sonst würden es andere tun.

Am schlimmsten aber ist die Geschichte mit Lilli, das ist die ältere Tochter (Sarah Horváth). Sie ist kein Mädchen mehr und ihre Pubertät macht dem Vater mehr zu schaffen als dem Mädchen selbst. Zieh dir was an, brummt er, als sie im Leibchen zum gemeinsamen Frühstück erscheint, und verwehrt ihr mit der Hand den Zugang zum Tisch. Er hält es nicht mehr aus, wenn sie abends mit ihrem Teenie-Freund, der zu Besuch kommt, in ihr Zimmer hinauf verschwindet. Väterliche Eifersucht, ein Gefühl der Ausgeschlossenheit, das ihm selber dennoch zuwider wird. Dieses Schamgefühl, sagt die Filmemacherin Katalin Gödrös, dieses Schuldgefühl macht ihn im Grunde zu einem Komplizen der Tochter. Er ist ein Fremder im eigenen Haus, hat keinen Zugang mehr zur Gemeinschaft der Frauen, die beim Zwiebelschneiden zusammensitzen und, wenn ihnen die Tränen aus den Augen rinnen, fröhlich zu lachen anfangen.

Katalin Gödrös ist in Zürich geboren, hat in Budapest Film studiert, lebt seit Mitte der Neunziger in Berlin. Ihr Film kombiniert einen gewissen Großstadt-Touch mit starkem naturverbundenem Melodram. Die Atmosphäre in den Schweizer Alpen ist dunkel und düster, im Schatten der Berge, selbst die Kacheln in der Küche sind schwarz. Eine Geschichte aus der Pubertät, die sich so aggressiv und verhängnisvoll entwickelt, wie man es aus den Heimatfilmen der Fünfziger kennt, und die Reaktionen der Menschen sind von einer unerwarteten Gemeinheit. Die traditionelle Dynamik des Melos - die Frauen, die die gesellschaftliche Ordnung in Gefahr bringen, ihre Schwäche aufdecken, ihre Abhängigkeit von Emotionen und Trieben - hat fast antike Größe in diesem Film: die Tochter als Femme fatale.

SONGS OF LOVE AND HATE, CH 2010 - Regie: Katalin Gödrös. Buch: K. Gödrös, Dagmar Gabler, Lars Theuerkauff. Kamera: Henner Besuch. Mit: Sarah Horváth, Jeroen Willems, Ursina Lardi, Luisa Sappelt. MissingFILMs, 89 Minuten.

(Süddeutsche Zeitung, 17.11.2011)

 


 

 

 

Vor der grandios-düsteren Kulisse eines Tessiner Tales hat die Regisseurin Katalin Gödrös ihren zweiten, meisterhaft inszenierten Arthouse-Spielfilm "songs of love and hate" gedreht.

Songs of love and hate besticht unter anderem durch seine hervorragende Ensembleleistung: Sarah Horvath als sechszehnjährige Lili, ihre Filmschwester Roberta, gespielt von Mira Elisa Goeres, Jeroen Willems als Vater Rico, Ursina Lardi als Mutter und Joel Basman als Lilis Freund.

Zur Handlung: Als Lilis Sexualität erwacht, muss sich ihr Vater, der Winzer Rico, eingestehen, dass er seine Tochter begehrt. Er meidet Lili von nun an, was wiederum zu familiären Spannungen führt. Lilis Mutter und auch ihre Schwester Roberta spüren die Veränderung, die sie jedoch nicht benennen können.
Lili selbst reagiert zunehmend aggressiv und machtbesessen. Sie entwickelt sich im Verlauf der Spielhandlung zur femme fatale die nicht einmal davor zurückschreckt, jemanden umzubringen.

AVIVA-Berlin: Was hat Dich motiviert diese Geschichte zu erzählen?
Katalin Gödrös: Zunächst gibt es da meine Faszination für das Abgründige.
Dazu kamen Beobachtungen und Statistiken, die ich gelesen habe. Die zunehmende Aggression junger Frauen wurde da eigentlich immer durch sexuellen Missbrauch erklärt. Auch in Filmen und anderen Medien werden Täterinnen oft vereinfacht psychologisiert. Gerade Borderlinerinnen werden gerne so dargestellt.
Für mich nun stellte sich folgende Frage:
Was ist wenn es kein Trauma gibt? Vielleicht sind die Auslöser nur kleine Verschiebungen, Unruhefelder in der Familie? Oder vielleicht gibt es sogar das Böse, das Menschen antreibt?
Mit großem Interesse habe ich den Prozess der beiden zehnjährigen Jungs verfolgt, die für den brutalen Mord an dem zweijährigen James Bulger verantwortlich waren. Um diese schreckliche Tat zu erklären, suchten die Verteidiger vergeblich nach eindeutigen Vernachlässigungen oder Missbrauch in deren Kindheiten.
Bestimmend für das Schreiben war auch meine Lust, mit der Filmsprache des suspense ein Familiendrama zu erzählen, einen alltäglichen Horror, ohne die böse Kraft, die von Außen kommt, zu benutzen.

AVIVA-Berlin: Neben der Hauptfigur - der 16 Jahre alten Lili die Dein Anliegen fantastisch umgesetzt hat- gibt es noch eine weitere, zentrale Figur, ihren Vater Rico.
Die beiden kommunizieren fast ausschließlich nonverbal und schaukeln sich in ihren Aktionen und Reaktionen immer weiter hoch. Die Wechselwirkung ihres Verhaltens bestimmt maßgeblich den Film.
Was interessiert Dich an dieser Art von Kommunikation?
Katalin Gödrös: Kommunikation in Familien ist über weite Strecken nonverbal. Das, was man sagt, entspricht selten dem was man tut oder dem was man fühlt. Auch wenn man glaubt, das Richtige, die Wahrheit zu sagen.
Was aber das Verhalten des Vaters besonders ausmacht ist, dass er etwas fühlt, das er nicht aussprechen kann. Sein Begehren, auch wenn er es als guter Vater unterdrückt, kann er niemandem eingestehen. Sich selber nicht, geschweige denn seiner Frau, die ja als Mutter der Begehrten und als Geliebte des Begehrenden doppelt verletzt wird.

AVIVA-Berlin: Und Lili?
Katalin Gödrös: Bei Lilli ist es die Verwirrung über die Ablehnung des Vaters, die sie zur grausamen Spielerin macht. Das Wissen, dass sie durch ihre unabwendbare, körperliche Entwicklung die innige Nähe in der familiären Bindung für immer zerstört und die Verzweiflung darüber, treiben sie dazu. Der giftige Stachel der erwachenden Sexualität wirkt und keiner kann sich davor schützen.
Als Filmer kann man nun die nonverbale Sprache in den Vordergrund rücken und die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf das lenken, was man nicht ausgesprochen haben will....

AVIVA-Berlin: ...was Dir hervorragend gelungen ist. In Deinem Film bleibt ja alles in der Schwebe, nichts wird erklärt. Deine Figuren bewegen sich fast traumtänzerisch in Minenfeldern und auch Gewalt passiert wie nebenbei. In diesem Sinne geht Deine Geschichte auch über ein coming-out-of-age- Drama hinaus, oder?
Katalin Gödrös: Ja, das stimmt. Ich habe den Film eher als ein Duell zwischen Vater und Tochter gesehen und nicht sosehr als Pubertätsdrama. Die Zeichen, die Rico seiner Tochter setzt, sind fein aber definitiv.

AVIVA-Berlin: Und sie bewirken...was?
Katalin Gödrös: Ausgestoßen aus der familiären Umarmung, ausgestattet mit einer enormen kindlichen Grausamkeit und einer ausgeprägten weiblichen Lust, tut Lili alles, um an Grenzen zu stoßen und zu spüren, wie weit sie gehen kann. Aber keiner gibt ihr Widerstand. Ihr Vater nicht aus einem diffusen Gefühl der Schuld, ihr Freund nicht, weil er es nicht kann und ihre Mutter nicht, weil sie noch nicht glauben will, was sie spürt.
Es gibt in dieser Geschichte also keine klare Moral, aber es gibt durchaus Fragen, die mich treiben. Ich biete ein paar Antworten an, aber ich denke nicht, dass es die eine Wahrheit gibt.

AVIVA-Berlin: Songs of love and hate ist ja nicht Dein erster Film. Würdest Du ihn als Weiterentwicklung der Vorhergegangenen sehen oder wolltest Du etwas ganz und gar Neues ausprobieren?
Katalin Gödrös: Ich würde sagen, Ersteres. Es geht mir wohl immer um innere Welten, Erwachsenwerden und die Verletzungen, die damit einhergehen. Aber bei Songs geht es weniger um eine Person, als um das ganze Beziehungsgebilde Familie.
Ein weiteres verbindendes Element zu meinen frühen Filmen ist es, die Bild- und Tonsprache eines Genres - hier der suspense von Thriller und Horror- in ein Kammerspiel einfließen zu lassen. Also mehr über die Gefühlsebene zu erzählen als tatsächlich Dinge auszusprechen.
Eine Freundin meinte, man würde meine Filme immer daran erkennen, dass dunkelhaarige Mädchen in idyllischen Landschaften Kleintiere quälen würden...

AVIVA-Berlin: ...ja das ist mir auch schon aufgefallen... und dass Du generell großen Wert auf die visuelle Umsetzung Deiner Filme legst. Für diesen hattest Du aber nur 25 Drehtage. Wie war das? Und wie wichtig war vor diesem Hintergrund die Zusammenarbeit mit Deinem Kameramann Henner Besuch?
Katalin Gödrös: Henner kam aus verschiedenen Gründen relativ spät dazu. Da war vieles stilistisch schon festgelegt. Sehr wichtig für mich war die Vorbereitung mit der Ausstatterin Su Erdt.
Unsere Zusammenarbeit war prägend für den Look. Henner brachte aber seine unglaubliche Fähigkeit für die intuitive Handkamera mit.
Wir haben uns ja auch für das breite Format entschieden (2,35:1), um Blicke und Beziehungen zwischen den Figuren im Raum erzählen zu können, ohne hoch auflösen zu müssen. Auch aus Zeitgründen. In diesem Zusammenhang waren aber auch wieder die Filmräume von Su Erdt entscheidend, die Bildtiefen und Durchblicke erst ermöglicht haben.

AVIVA-Berlin: Auffallend sind auch die zum Teil großartigen Naturaufnahmen, die wie mit der Geschichte verwoben zu sein scheinen. Man kann schon fast von Symbolsprache sprechen.
War das Absicht und wie hat es sich dahin entwickelt?
Katalin Gödrös: Die Kamera sollte beim Drehen das fünfte Mitglied der Filmfamilie sein, die ihre eigene Geschichte erzählt, nämlich die des Ungesagten.
Auch aus Zeitgründen, und weil man mit Jugendlichen nicht unendlich drehen kann, entstand dann die Idee mit der second unit für die Natur-Zwischenbilder. Die gab uns die Möglichkeit, mehr Raum, mehr Natur und Zwischentöne zu erzählen.

AVIVA-Berlin: Also alles eher spontan?
Katalin Gödrös: Nein, nein, eine Symbolsprache zu entwickeln gehörte natürlich schon zum Konzept des Films. Absolut. Statt die zauberhafte Landschaft des Tessins zu zeigen, man erkennt sie sowieso, haben wir nach Bildern gesucht, die atmosphärisch und inhaltlich mit dem Thema des Films einhergehen, die Wurzelbilder, der Wald, der Nebel.
Sie sollten einem aber auch das Gefühl vermitteln, dass es eine Welt außerhalb der vier Wände gibt in denen das Unheimliche so fest verankert ist.
Der Film sollte den Zuschauer an die Hand nehmen und ihn in einen dunklen Wald führen, in dem das Böse und Unheimliche keine Erklärung braucht, weil es mystisch für sich steht.
Manchmal wurden wir aber auch durch den Zufall beschenkt, zum Beispiel mit der Schnecke im Regen. Eigentlich wollten wir ja Eidechsen, aber an dem Tag goss es in Strömen...

AVIVA-Berlin: Zu Deiner Arbeitsweise mit den SchauspielerInnen. Dein Film ist ja ein Kammerspiel und tatsächlich wirken die Mitglieder Deiner Film-Familie wie ein eingespieltes Team....
Katalin Gödrös: Ja, also mal abgesehen davon, dass man erstmal eine so junge Schauspielerin finden muss, (Sarah war beim Dreh knappe 16), die bereit und fähig ist, so etwas zu spielen, war es mir sehr wichtig herauszufinden, wie sich die Familienmitglieder untereinander verhalten. Deshalb habe ich mich in der Vorbereitung mit der Filmfamilie aufs Land zurückgezogen. Dabei ging es in erster Linie nicht ums Proben, sondern darum, dass die vier sich selbstverständlich zusammen bewegen, sich vertraut werden. Dass sie erst eins werden, bevor man sie vor der Kamera wieder zerbricht.

AVIVA-Berlin: Jetzt kommt schon meine letzte Frage zum Film: würdest Du uns den Titel bitte näher erläutern?
Katalin Gödrös: Der ist geklaut, ein Albumtitel von Leonard Cohen. Für mich eine väterliche Stimme, die trotzdem erotisch ist. Und schlussendlich: sind Lieder über Liebe und Hass nicht das, was eine Familie ausmacht?

AVIVA-Berlin: Und worum geht es in Deinem nächsten Filmprojekt? Geht es dabei wieder um familiäre Abgründe?
Katalin Gödrös: Das verrate ich noch nicht - aber ich habe zwei Projekte, an denen ich arbeite. Das eine ist eine Geistergeschichte, das andere eine Romanadaption.

AVIVA-Berlin: Und wie siehst Du die Chancen auf eine Finanzierung? Nach Songs of love and hate ist es doch sicher leichter, den nächsten Film zu finanzieren?
Katalin Gödrös: Das kann ich nicht so einfach beantworten. Einerseits gibt es viel mehr Filme die im Jahr herauskommen. Das liegt an der vereinfachten und billigeren Herstellung. Aber es gibt immer weniger Kinopublikum für Arthouse und Programmkino. Somit werden die herkömmlichen Wege der Finanzierung, die sich nur auf eine zahlendes Kinopublikum beziehen immer schwieriger.
Andererseits gibt es aber ein Publikum für Arthouse und Programmkino.
Auf den vielen Festivals zum Beispiel auf denen mein Film lief, waren die Vorstellungen meistens sehr gut besucht. Der Film wird heimlich kopiert, runtergeladen und GEGUCKT.
Wie man nun die beiden Dinge richtig zusammenbringt - keine Ahnung.
Generell gilt, dass der erste Film meistens einfach zu finanzieren ist, der zweite schwieriger, der dritte schier unmöglich. Danach soll es wieder einfacher werden....

AVIVA-Berlin: Und der Nächste ist Dein Dritter....
Katalin Gödrös: Ja, der dritte Film scheint auch so eine Art Glasdecke für Regisseurinnen zu sein. Es gibt kaum Frauen, von Ausnahmen abgesehen, die in dieser Liga mitspielen dürfen. Hier wird auch im Fernsehen stark gedeckelt. Woran das liegt weiß ich nicht. Oder gibt es tatsächlich noch Menschen, die behaupten wollen, Frauen könnten kein suspense und kein action. erzählen?

Katalin Gödrös wurde 1969 in Zürich geboren. Von 1992-96 studierte sie an der Filmakademie Budapest mit dem Schwerpunkt Produktion. Seitdem hat sie diverse Kurzfilme produziert, mehrere Spielfilme mitentwickelt und Drehbücher geschrieben.
2002 erschien ihr erster abendfüllender Spielfilm, MUTANTEN (Drehbuch und Regie), zwei Jahre später LOUS WASCHSALON (Regie), eine Auftragsproduktion für das Schweizer Fernsehen.

Songs of love and hate
Schweiz 2010
Regie: Katalin Gödrös
Kamera: Henner Besuch
SchauspielerInnen: Sarah Horvath, Mira Elisa Goeres, Jeroen Willems, Ursina Lardi, Joel Basman u.a
Verleih: missingFILMs
Lauflänge: 89 Minuten

Weitere Informationen: www.missingfilms.de

 

AVIVA-Berlin, Susann Reck, 02.12.2011

 


 

 

Glücksfall II. Songs of Love and Hate, der zweite Spielfilm der in Berlin lebenden Schweizerin Katalin Gödrös schildert das Leben einer wohlhabenden Winzersfamilie im Tessin und einen Mikrokosmos mit Wanderarbeitern und Haustieren. Vor allem sieht man einer jungen Frau beim Erwachsenwerden zu. Dieses ist bei der siebzehnjährigen Lilli vor allem dadurch gestört, dass sie eine besonders enge Vaterbeziehung hat. Der Vater weiß auch nicht recht, wie er mit der Mutation der geliebten Tochter zur attraktiven Frau umgehen soll, und regiert mit schroffer Strenge – die wiederum die Tochter zum Irrationalen und die Ereignisse in überraschende Volten treibt. Was am Ende die Moral von der Geschicht' sein soll, wird nicht völlig klar, aber das ist vielleicht auch besser so. Dafür ist alles vor dem Hintergrund einer schönen Berglandschaft ansprechend gefilmt und bewegend gespielt – Hauptdarstellerin Sarah Horváth, die bereits mit Lollipop Monster beeindruckte, gewann für diese Rolle im Januar den Max-Ophüls-Preis.

www.artechock.de, Rüdiger Suchsland, 1.12.2011

 

 

 

Biografie

 

Biografien

 

Regiestatement

Regiestatement