Kater
Regie: Händl Klaus
AT 2016, 118 Min., Farbe, FSK: 16
Andreas und Stefan leben gemeinsam mit ihrem Kater Moses wie im Paradies. Ein Gewaltausbruch, plötzlich und unerklärlich, erschüttert ihre Beziehung – der blinde Fleck, den wir in uns tragen.
Inhalt
Inhalt
Andreas und Stefan haben ein glückliches Leben voller Leidenschaft: Gemeinsam mit ihrem geliebten Kater Moses bewohnen sie ein schönes altes Haus in den Weinbergen von Wien, sie arbeiten als Musiker und Disponent in demselben Orchester. Die Leidenschaft für die Musik, der große Kollegen- und Freundeskreis und ihr pelziger Gefährte prägen den Alltag der beiden Männer. Doch eines Morgens erschüttert ein unvorhergesehener Gewaltausbruch Stefans die harmonische Beziehung der beiden. Skepsis und Entfremdung bestimmen von diesem Zeitpunkt an den Beziehungsalltag und stellen eine nur schwer überwindbare Hürde dar. Während Stefan den Boden unter den Füßen verliert, ringt Andreas weiter mit seinem Misstrauen und um seine Liebe zu Stefan. Nach seinem preisgekrönten Debütfilm März inszeniert Händl Klaus in seinem zweiten Werk die Vertreibung zweier Liebender aus dem Paradies. Mit viel Feingefühl für die männliche Seele und den blinden Fleck, den wir in uns tragen, erzählt diese musisch-poetische Ballade von der Fragilität der Liebe. Die Darsteller Philipp Hochmair und Lukas Turtur sind zwei Theatertiere, die mit ihrem naturalistischen Schauspiel zu beeindrucken wissen.
Credits
Stabliste
Regie, Buch
HÄNDL KLAUS
Kamera
GERALD KERKLETZ
Ton
KLAUS KELLERMANN, CLAUS BENISCHKE-LANG
Schnitt
JOANA SCRINZI
Kostüme
TANJA HAUSNER
Ausstattung
ENID LÖSER
Maske
VERENA EICHTINGER
Produzenten
ANTONIN SVOBODA, BRUNO WAGNER
Produktion
coop99 filmproduktion, Wien
mit:
LUKAS TURTUR (Stefan)
PHILIPP HOCHMAIR (Andreas)
TONI (Moses)
u.a.
Pressestimmen
Pressestimmen
Vertreibung aus dem schwulen Paradies
In seinem außergewöhnlichen Beziehungsfilm "Kater" führt der Tiroler Händl Klaus uns in die Idylle eines schwulen Bildungsbürgerpaares - und öffnet dann dem Geist des Perversen Tür und Tor.
Ein behagliches Schnurren begleitet den Alltag des schwulen Paars Stefan und Andreas, die es sich mit ihrem Kater Moses in einem verwunschenen Haus außerhalb von Wien gemütlich gemacht haben. Neben dem Bett teilen sie auch den Arbeitsplatz (ein Orchester) und den Freundeskreis (die OrchestermusikerInnen); ein Leben im weichen Piano, das Hornist Stefan bei seinen Musikschülern anmahnt, die zu ihm und Andreas in die bürgerliche Idylle kommen: Altbau, ein verwunschener Garten darum herum, mit eigenen Johannisbeeren, denen die beiden Männer beim Einkochen durch Zugabe von Himbeeren ein wenig die Säure nehmen.
Überhaupt wird viel gekocht bei den beiden, "mit Liebe" natürlich, die Nachbarn fragen nach Rezepten, die Freunde freuen sich über raffinierte Gemüselasagnen nach anstrengenden Ravel-Proben. Beim Essen sitzen sie auf Stuhlkissen, die eine Katzen- und eine weniger haarige Menschenseite haben. Moses, der Kater, ist im Haushalt mindestens gleichberechtigt, er gähnt und streckt sich zwischen den nackten Männern, die gerade zum Sex von Ravel auf Jazz umsteigen, auch dabei schnurrt alles, bis zum abschließenden "Ich liebe dich".
Bis hierher könnte "Kater", der zweite Spielfilm des Tiroler Autors und Regisseurs Händl Klaus, wie eine Satire auf bürgerliche schwule Lebensmodelle gelesen werden. Aber ein derart distanzierter Blick auf seine von Lukas Turtur und Philipp Hochmair so liebevoll und vertraut gespielten Helden liegt ihm gänzlich fern. Kein Stück weit macht sich der Film über den idyllischen Männer- und Katzenhaushalt lustig.
Dass es sich um einen Beziehungsfilm mit zwei Männern handelt, ist wichtig. Händl Klaus' präziser und vor allem neugieriger Blick interessiert sich gerade für den schwulen Alltag, er gibt ihm in der ersten Hälfte die ganze Weite des CinemaScope-Bildes, in dem allenfalls eine Katze hin und wieder die beiden schönen Männerkörper trennt. Diese sind, eine von vielen Paradies-Anspielungen, in der Wohnung meistens nackt, ohne dass das ausgestellt wäre, und beim Sex sehen wir Erektionen, weil sich der Film für das genaue Hinsehen entschieden hat, nicht für Behauptungen.
Wir kennen diese präzisen Alltagsbeobachtungen von schwulen Beziehungen aus den Filmen von Andrew Haigh oder Ira Sachs, dem sogenannten New Wave Queer Cinema, das Händl Klaus sehr mag, wie er anlässlich der Berlinale-Uraufführung von "Kater" erzählt hat. Das tatsächlich zu zeigen, was viele nur als bekannt voraussetzen (ja, so was gibt es auch), ist ein politischer Ansatz. Ein rechtspopulistischer Autor, der es auch sehr mit Katzen hat, würde darin wohl wieder Belege für die "große Verschwulung" unserer Zeit finden. Das Private ist eben doch politisch.
Tatsächlich gibt es einen Wendepunkt, ein heftiges Sforzando im weichen Piano, das den Film quasi in zwei schneidet. Ohne die unglaubliche Kino-Erfahrung dieses Moments zu sabotieren, kann man verraten, dass sich ein Akt häuslicher Gewalt ereignet. Und nichts in den ersten 40 Minuten dieses Films hat ihn vorbereitet, noch nicht mal das launige Nachsingen von Hansi Dujmics Achtziger-Hit "Ausgeliefert" auf einer Party im Haus von Andreas und Stefan: "I bin da ausgeliefert, jede Nocht - und nur wo du bist, bin i z'Haus." Und auch nicht die tote Schlange, die der Kater eines Tages ins Haus bringt und damit eine mögliche Vertreibung aus dem Paradies andeutet.
Was denkt und treibt so ein Kater, wenn er sich durchs Gebüsch der Vorortsiedlung schleicht? Und was denkt und treibt der Mensch, den man liebt? "Wer bist du?", diese Frage, die Andreas Stefan stellt, steht als Ungeheuerlichkeit plötzlich im bürgerlichen Dekor, und kein Hausmittel hilft dagegen, kein Couscous mit eigenen Zwetschgen, kein Schubert, nicht der Geruch des Geliebten und nicht der Anblick seines nackten Körpers.
Der Film, und das ist das Überraschende und Tolle, behält seinen zärtlichen Blick auf die häuslichen Szenen seines Paars bei. Ihn interessiert, wie die beiden Männer, wie ihre Körper mit der Krise umgehen. Gleichzeitig zieht er leise Dissonanzen aus dem Horrorfilm-Repertoire ein, die den hilflosen Versuchen der beiden, ihre Verunsicherungen aufzulösen und den Beziehungsschönklang wieder herzustellen, seltsam vergeblich erscheinen lassen. Das Haus, das bislang nur eine rahmende Geborgenheit für die Körper herstellte, lässt diese nun hinter Treppen, Türsprüngen und verschlossenen Räumen füreinander unsichtbar werden. Der Garten wird zum Unfallort. Die Berührungen kitzeln. Der Sex findet allein und abgewandt von der Kamera statt. Katzen schreien in der Nacht.
In der berühmten Geschichte "Der schwarze Kater" von Edgar Allan Poe wird ein Menschen- und Tierfreund plötzlich zum psychotischen Mörder, einfach weil er dem "Geist der Perversheit" nachgeht, eine verbotene Tat zu begehen. Und je mehr uns der Film Szenen zeigt wie die, in der die Nachbarn fragen, wie denn der Mürbeteig so ganz ohne Ei gelungen sei, sehen wir diesen Geist durch die Katzenluke kriechen.
SPIEGEL Online - Jan Künemund
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Eine schwule Beziehung für die Katz
Händl Klaus erschüttert in seinem intensiven Liebesfilm "Kater" das Glück eines Wiener Paares auf verstörende Weise. Der "Teddy"-Gewinner startet diese Woche im Kino.
Stefan und Andreas haben ihr großes Glück gefunden: Gemeinsam führen die zwei Männer in einem Vorort Wiens ein beschauliches, aber erfülltes Leben. Haus und Garten teilt das schwule Paar mit seinem Kater Moses, der sowohl von Stefan wie auch von Andreas liebevoll umsorgt wird und als gute Seele über das großzügige Anwesen streift. Doch der Alltag der beiden Liebenden nimmt eines Tages plötzlich eine dramatische Wendung, als Stefan etwas Unvorstellbares tut.
Der Schock, den seine Tat auslöst, wirkt so tief, dass Andreas alles in Frage stellt und sich immer weiter von seinem Geliebten zurückzieht. Stefan hingegen will die Beziehung zu Andreas nicht einfach aufgeben und kämpft um seine große Liebe. Die Annäherung der beiden erweist sich jedoch als schmerzhafte Erfahrung, die die Männer immer wieder an ihre Grenzen bringen soll.
In der ersten Hälfte von "Kater" präsentiert der österreichische Filmemacher Händl Klaus ein Idyll, dessen Makellosigkeit beinahe etwas Gespenstisches an sich hat. In lose verknüpften Episoden stellt der Regisseur und Drehbuchautor die heile Welt seiner kultivierten Protagonisten vor, zeigt seine meist halbnackten Helden beim Kuscheln, Marmelade-Einkochen oder beim Essen mit Freunden.
Kitschig wirkt dieses geschmackvoll fotografierte Beziehungsporträt dabei zu keinem Zeitpunkt und bietet trotz der relativen Ereignislosigkeit mehr als nur gepflegte Langeweile. Das liegt einerseits an Händls naturalistischer Inszenierung, die das Publikum wie Vertraute in diesen intimen Rahmen einlädt, und zum anderen am glaubhaften Spiel der Hauptdarsteller Lukas Turtur und Philipp Hochmair.
Der Bruch, der Händl Klaus' Liebesfilm schließlich in dramatischere Gefilde führt, ist unvorhersehbar und soll nicht bloß die Beziehung der Hauptfiguren Stefan und Andreas nachhaltig erschüttern, sondern auch das Vertrauen der Zuschauer in den Film. Obwohl "Kater" im Kern bodenständig sowie dem Alltäglichen verhaftet bleibt, schwingt von diesem Moment an in jeder Szene doch etwas Unberechenbares mit – in jeder Schmusekatze steckt halt zugleich ein wildes Tier. Immer wieder droht das, was zuvor für selbstverständlich gehalten wurde, zu kippen. Aus dieser Unsicherheit zieht das Drama seine anhaltende Spannung.
Mit knapp zwei Stunden Laufzeit, einer Vielzahl von Nebenfiguren sowie allerlei metaphorisch aufgeladenen Bildern erscheint "Kater" mitunter zwar ein wenig überladen, letztlich zahlt sich Händl Klaus' ausdauernder und niemals ungeduldiger Blick auf die Krise seiner Protagonisten allerdings aus. Denn die Intensität, ganz gleich ob in unbeschwerten oder qualvollen Augenblicken, nimmt mit, zerrt an den Nerven und trifft ins Mark. Das ist Kino als Zumutung, im allerbesten Sinne.
Von Carsten Moll, QUEER.DE
Kater Moses und die Vertreibung aus dem Paradies
BERLIN (DPA) Ihr Leben scheint perfekt. Doch dann wird die Beziehung von Andreas und Stefan, die gemeinsam mit Kater Moses in der Nähe von Wien leben, in ihren Grundfesten erschüttert. Sie müssen nach einem Ausweg suchen.
Der österreichische Regisseur Händl Klaus erzählt in dem einfühlsamen wie verstörenden Film die Geschichte eines Paares, das aus dem Paradies vertrieben wird und sich nach dem einschneidenden Erlebnis in einem Leben mit neuen Vorzeichen zurechtfinden muss.
Seine Weltpremiere hatte der Film auf der Berlinale im vergangenen Februar und wurde dort mit dem schwul-lesbischen Teddy Award als bester Spielfilm ausgezeichnet. Es sei ein "packender und verwirrender Film, der zum Nachdenken anregt und das Publikum auch lange nach Verlassen des Kinos nicht loslässt", lobte die Jury damals.
Wieso schlägt das Böse gerade bei den beiden zu? Für den Regisseur besitzt die Thematik eine besondere Faszination: "Es geht um grundlos aggressive Impulse, die jeder von uns kennt", erklärt der 47-Jährige. "Das Faszinierende ist die Angst davor, dass der Sicherungsmechanismus versagt, der uns am Ende von einer solchen Tat abhält."
Bei den beiden Männern wird aus bedingungsloser Vertrautheit Entfremdung. Bisherige Gewissheiten stürzen in sich zusammen. "Wer bist du?", fragt Andreas einmal und meint damit gleichermaßen seinen Partner und auch sich selbst. Gespräche enden als Einbahnstraße, das Miteinander verkümmert zum Nebeneinander. Hält ihre Liebe das aus? Denn ein Unheil kommt bekanntlich selten allein.
Händl Klaus, der immer wieder gekonnt mit dem Erzähltempo und den Erwartungen der Zuschauer spielt, zeigt schonungslos und eindrucksvoll alle Facetten einer Beziehung, die auf eine harte Probe gestellt wird.
Den tierischen Star des Films erklärt der Filmemacher übrigens so: "In dem Film gehört der Kater zum Familienverbund, ohne ein Kindersatz für die beiden Männer zu sein. Er wird nicht verniedlicht, sondern für voll genommen, und alle seine Bedürfnisse werden respektiert." Warum ausgerechnet ein Kater? "Weil die Katze ein eigenwilliges Wesen ist, weil sie sehr stark ihren Freiraum sucht."
RUHR NACHRICHTEN
Biografie
Biografie
Händl Klaus (Regie)
Händl Klaus wurde 1969 in Tirol geboren, nahm Schauspielunterricht in Wien, war am Schauspielhaus Wien engagiert und spielte kleinere Rollen in Filmen von Christian Berger, Urs Egger, Michael Haneke, Jessica Hausner, Dagmar Knöpfel und anderen. Seit 1994 veröffentlicht er Prosa, Hörspiele
und Theaterstücke; (WILDE) Mann mit traurigen Augen und Dunkel lockende Welt wurden in Sebastian Nüblings Inszenierung zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Außerdem entstehen Opernlibretti für Beat Furrer, Georg Friedrich Haas, Arnulf Herrmann, Heinz Holliger, Klaus Lang und Hèctor Parra. Händls Spielfilmdebüt MÄRZ wurde 2008 in Locarno mit dem Silbernen Leoparden ausgezeichnet.
Regiestatement
Regiestatement
INTERVIEW
MIT KARIN SCHIEFER, AFC
KARIN SCHIEFER: Der Film eröffnet mit einer Serie an Gemälden aus den dreißiger Jahren, die im Wiener ORF Funkhaus zu sehen sind. Inwiefern sprechen diese Bilder, um KATER damit zu eröffnen? Waren die Dichte, die in der Momentaufnahme eines Gemäldes enthalten ist, die Kontemplation, die damit verbunden sein kann, auch programmatisch für die narrative wie visuelle Sprache dieses Filmes?
HÄNDL KLAUS: Diese Wandbilder sind im Probensaal des Orchesters, der ein wichtiger Ort für die Hauptfiguren ist. Schon bei der ersten Motivbegehung war das für uns wie eine Einladung in ihre Welt, weil wir da ganz unerwartet Szenen aus dem Drehbuch wiederfanden–lauter kleine paradiesische Augenblicke, das Ballspiel, und den Tanz, und zwei Knaben mit einem Segelboot am See, unschuldig nackt, und sogar eine Gruppe von Rehen... Außerdem ist diese erdfarbene Malerei unserm Hauptmotiv verwandt, einem wunderschönen Haus in Hernals, das von einem amerikanischen Architekten zu dieser Zeit entworfen wurde. Vier Ausschnitte aus der Malerei haben wir dann im Sinn einer Ouvertüre mit Musikstücken verbunden, die später im Film echte Handlungsträger sind, wenn das Orchester Ravel und Schubert probt oder Stefan verzweifelt Bach hört und Andreas die Intimen Briefe von Janáček.
KARIN SCHIEFER: Suche ich zunächst einmal nach thematischen Verbindungen zu Ihrem ersten langen Spielfilm MÄRZ, dann stehen da die Trauer und der Verlust zum einen, und darüber schwebend auch in KATER wieder ein großes Fragezeichen, etwas Unerklärbares, Unerklärtes, ein unlösbares Rätsel. Sind damit die Themen, die Sie nicht loslassen, auf den Punkt gebracht?
HÄNDL KLAUS: Ja, ich glaube, dass ich mich bis zuletzt daran aufreiben muss. Weil ich mir unser Dasein nicht erklären kann – und ich hab nicht den Trost einer Religion. Aber dieses Miteinander, dem man gar nicht entkommen kann, ob man will oder nicht... das alles ist, was wir im Grund haben, als Segen und Fluch. Ich spür nur, wie gefährdet alles ist. Wie wenig schon genügt, damit etwas bricht. Und dass man immer nach einem Halt sucht – auch nur, wenn zum Beispiel Stefan nach dem Grab fragt. Den Ort nicht zu kennen, an dem man trauern kann – sodass alles zum möglichen Trauerort wird, das ganze Haus – das ist die schlimmste Strafe, die es für ihn geben kann. Drum war auch das tote Rehkitz im Wald so wichtig, das er mit einem Ast bedeckt, wie zum Trost.
KARIN SCHIEFER: Was in MÄRZ in einer Dorfgemeinschaft und in einer Familie verhandelt wurde, fokussiert sich in KATER auf die Liebesbeziehung und die Intimität zwischen zwei Menschen. Als wäre eine weitere Schale oder Schicht abgetragen in Ihrem Ergründen dessen, was es denn nun ist, was zwei Menschen zusammenführt und zusammenhält.
HÄNDL KLAUS: Das treibt mich wirklich um. Ich bin umgeben von so viel Bedrohlichem. In mir ist das auch, was haust da in mir und lauert? Warum schäme ich mich so oft? Woher rührt meine Scham? Ich habe Berge von Schuld auf mich geladen. Ist es das, was mich dermaßen misstrauisch macht? Und manchmal kehrt sich das aber um. Das ist dann das Erstaunlichste. Dass ich plötzlich eine unsagbare Zärtlichkeit empfinde für Menschen, die mir lange nicht geheuer waren. Wie ein Verstehen, eine befreiende Nachgiebigkeit. Das beschäftigt mich stark. Und wie ich selbst mich verändere. Was im Lauf der Jahre mit mir geschieht. Allein nur schon in meiner Sexualität, es kommt mir vor, als hätte ich da wenigstens vier große Metamorphosen durchlebt. Wie sehr das alles in Fluss ist.
KARIN SCHIEFER: Der Kater Moses ist das Verbindungswesen zwischen diesen beiden Männern, beide sind dieser Katze in gleicher Intensität zugetan. Mit ihrem Verschwinden reißt eine Brücke zwischen ihnen ab. Ich glaube zu wissen, dass Sie selbst einem Kater sehr verbunden sind. Können Sie etwas über die Verbindung mit einem Tier erzählen. Welche Kraft, welche Bedeutung es haben kann.
HÄNDL KLAUS: Dass man eben nie mit letzter Sicherheit weiß, woran man ist – wie es diesem andern Wesen wirklich geht; es kann sich ja nicht in meiner Sprache artikulieren, auch wenn es mich gekonnt nachahmt oder Klangmuster aufgreift, also klagend oder fordernd „spricht“. Ich muss eine andere Aufmerksamkeit entwickeln, ich bin ständig dabei, zu interpretieren – aber der Spielraum für Missverständnisse ist groß, und etliches lässt sich zugunsten der gemeinsamen Beziehung auslegen, obwohl es in Wahrheit „fremder“ gemeint ist, als ich’s gern hätte. Und doch ist ein Band des Vertrauens zwischen uns, dieser Kater kommt auf mich zu, und ich bin eindeutig sein Bezugswesen.
KARIN SCHIEFER: Was Stefan und Andreas verbindet, ist zum einen die Musik, zum anderen die Natur, der Garten, das Essen. Es scheinen die Elemente zu sein, die sie mit der Welt verankern?
HÄNDL KLAUS: Ja, schon, das Grundlegende. Die Dinge, zu denen man greift, die einen mit dem Leben im Sinn auch einer Lebendigkeit verbinden, die selbst auch Leben bedeuten, die auch Trost bedeuten in diesem In-die-Welt-Geworfen- Sein. Die Musik zuallererst. Weil sie die Sprache für das Unsagbare ist, sich dem am ehesten nähern kann, und für Andreas und Stefan ist es auch buchstäblich Arbeit, das Musikerleben ist hart. In der Nacktheit liegt das auch. Auch als körperliche Nähe – wobei es zwischen Andreas und Stefan immer erst nach Kontakten mit der „Außenwelt“, die offenbar wie ein Katalysator wirkt, zum Sex kommt – nach dem Lasagne-Essen mit den Freunden aus dem Orchester, nach dem Sommerfest, nach dem Konzert... Und die Literatur ist wichtig, die vielen unterschiedlichen Stimmen in den Bücherregalen. Beim Drehen hatten wir oft bewusst Bücher auch im Off liegen, unterm Bett. Ich stellte mir dann vor, dass die schon irgendwie ihre Wirkung tun würden, zum Beispiel war Der nackte Soldat von Belmen O ganz wichtig oder Jacques Derridas Tierbuch, L’animal que donc je suis, und Angelika Reitzers Unter uns schlug einen Bogen zurück zum MÄRZ, der darin vorkommt; das war auch ein Gruß an Angelika. In einer längeren Fassung kommt auch ein Lorca-Gedicht zur Sprache, über den Schrei als Bratschenbogen, der den Wind anreißt, und auch diese Lust am Spanischen, am Reichtum der Fremdsprache, teilen die beiden.
KARIN SCHIEFER: Der Liebesbeziehung der beiden Männer steht das Orchester als starke kollektive Kraft gegenüber. Ob nun der Kater oder das Orchester – das Innen einer Beziehung zwischen zwei Menschen scheint nicht ohne ein Außen bestehen, zusammengehalten werden zu können. Welche Rolle schreiben Sie dem Orchester zu?
HÄNDL KLAUS: Das ist ein eigener Ort, mit seinen eigenen Regeln, der mir vertraut ist vom Libretto-Schreiben her; mit einigen Musikern bin ich eng befreundet. Mich fasziniert, wie hart diese Arbeit ist – die ja zuhause weitergeht, alle üben ja bis zu mehreren Stunden auch noch in der „Freizeit“, weil der Druck so groß ist, möglichst gut zu spielen – und dass es dort schon im Kleinen so feine Rangordnungen und Seilschaften gibt, und dass man sich manchmal, mit einem schwierigen Dirigenten, einem schwierigen Programm, als Schicksalsgemeinschaft erlebt. Auf der anderen Seite ist dann die Ausgelassenheit, eine Verspieltheit, tatsächlich geht man auch mitsammen Fußballspielen, und man hat es lustig nach dem Konzert; alle möglichen Nationalitäten kommen zusammen – bei uns Japanerinnen, Holländer, Deutsche, wir hatten Aileen aus Irland, Anaïs und Violaine aus Frankreich, Anders aus Schweden und mit Johannes sogar einen Tiroler in unserm Freundeskreis, und natürlich den Russen Vladimir, der mit Lorenz das zweite, zunächst heimliche Liebespaar des Films bildet – wie eine Spiegelung von Andreas und Stefan, weil auch da der eine am andern festhält, obwohl es auf eine andere Art schwierig und fast unmöglich ist. Aber die Liebe ist größer – auch wenn das nur anklingt in einigen wenigen Bildern; das bekommen im entscheidenden Augenblick aber auch Andreas und Stefan mit. Das war mir ganz wichtig, das wollte ich keinesfalls verlieren. Abgesehen davon kann das Orchester auch ein solidarisches Umfeld sein – wenn der Adrenalinspiegel steigt vor dem Konzert, und abseits auf dem Fußballplatz, wenn es zu einer Zuwendung kommt, die den verzweifelten Stefan nicht nur tröstet, sondern wirklich stärkt. Dass er diesen Halt erlebt: Ich glaube, das verändert tatsächlich sein Selbstbild; das gibt ihm etwas, einen Glauben an sich selbst – aus dieser Gruppe heraus. Worüber keiner je ein Wort verlieren wird. Da hatten wir solches Glück mit dem Wetter – wir haben uns Regen gewünscht, und es gab Regen! Und dann standen wir im Morgengrauen im Schutzhaus, in der kalten Kegelbahn als Garderobe, und dann ging es hinaus auf die Lichtung... Wir hatten überhaupt mit dem RSO ein Wahnsinnsglück – zunächst konnten wir eine Lücke im Dienstplan nutzen, die wir „das chinesische Fenster“ nannten, nachdem eine China-Tournee ausgefallen war. Sonst wäre das zeitlich niemals gelungen! Ich hatte Bauchweh vor dem großen Orchesterapparat – aber dann gab es von Anfang an einfach nur Offenheit, Vertrauen, Entgegenkommen. Und wunderschön war die Arbeit mit den einzelnen Musikerinnen und Musikern, die unsern Freundeskreis spielten. Sie waren in jeder Hinsicht musikalisch.
KARIN SCHIEFER: In einem ersten Teil nimmt sich der Film Zeit, zunächst einmal „Daheim-Sein“, Geborgenheit, und in einer langsamen Steigerung Intimität und Sexualität zu erzählen. Er tut dies in einer langen Serie aus Momentaufnahmen bis zu einem Liebestanz, in dem Körper, Musik, Bewegung, Malerei zu einem Ganzen verschmelzen. Welchen Fragen sind Sie gemeinsam mit Gerald Kerkletz in der gemeinsamen Bildersuche nachgegangen?
HÄNDL KLAUS: Wir wollten „mitatmen“ mit den dreien, mit den Menschen und dem Tier, also möglichst viel Raum für sie haben, und ihnen zugleich aber auch sehr nahe sein. Gerald, der bei allen Proben mit den Schauspielern von Anfang an dabei war, der ja auch mitgesucht hat im dramaturgischen Sinn, hat mir dann Probeaufnahmen in 1:2,39 Cinemascope gezeigt. Ein Format, an das ich nie gedacht hab, weil ich nicht die Nähe damit verband, die aber durch Geralds Blick entstand. Und es gab uns die Möglichkeit, in den vielen Gruppenszenen mit dem Freundeskreis nah bei den Menschen zu sein, ohne hoch aufzulösen – und auch Mensch und Tier gemeinsam zu sehen. Später, wenn Stefan und Andreas für einige Zeit kaum noch gemeinsam in einem Bild sind, war dadurch diese Leere, der Garten, das Haus, das viele Weiß, das auch „sprach“. Im ersten Teil wollten wir bewusst ein leichtes Übergewicht des Alltags schaffen, das die Katastrophe wirklich als solche hereinbrechen ließe, wenn man nicht mehr damit rechnet, sondern sich schon eingerichtet hat in diesem Alltag. Und in diesem Alltag sollte es eine gewachsene Nähe geben, auch dank der Nacktheit, die im ersten Teil noch möglich ist, vor der Vertreibung aus dem Paradies. Das war ein großer Punkt – wie erzählen wir diese Nacktheit? Keinesfalls wollten wir sie ausstellen, sie sollte sich einfach ergeben. Also suchten wir zunächst gelungene Beispiele unter den Filmen, die wir lieben – aber auch abschreckende, und zeigten sie gleichermaßen den Schauspielern, die uns ja ihr Vertrauen schenken mussten – um zu schauen, wohin die Reise gehen könnte. Vor allem kam von Gerald eben dessen Gabe, mitzuatmen – in aller Selbstverständlichkeit und traumwandlerisch sicher, das war das größte Geschenk, der natürliche Blick, das Gespür – nicht bloß Kameramann, sondern director of photography.
KARIN SCHIEFER: In einem zweiten Teil findet ihr erneut eine unheimlich intensive Sprache der Trauer, des Schmerzes über den Verlust eines geliebten Wesens, der Frage nach der Schuld, die letztendlich eines der großen Geheimnisse dieses Films bleibt. Wie sehr war auch die Arbeit mit den beiden Hauptdarstellern – Lukas Turtur und Philipp Hochmair – Teil des Entstehungsprozesses?
HÄNDL KLAUS: Da war Zeit das Um und Auf. Natürlich ist man vorbereitet bis ins Letzte, aber in der Begegnung entsteht immer etwas Unerwartetes, von den Schauspielern kommt etwas Spannendes – und schon ist es eine Suchbewegung, in der man sich befindet. Es geht dann darum, eine Zeitlang ruhig zu bleiben und sich auch ein Stück weit zu verlieren in eine Unkontrolliertheit zu gelangen, in einem geschützten Bereich. Und Zeit zu haben um geduldig bleiben zu können. Für Lukas war es die erste Hauptrolle; ich kannte ihn von der Bühne, er hatte in einem Theaterstück von mir mitgespielt, da hatte er etwas hintergründig Verletzliches, das hab ich gesucht für den Stefan. Vor der Kamera hat er die seltene Begabung, in eine durchlässige Konzentriertheit zu kippen – und dazu ist er hochmusikalisch, auch am Horn; da half zwar sicher, dass er seit fünfzehn Jahren Klarinette spielt, aber der Lippenansatz, die Grifftechnik, die Haltung, die Atmung all das war Neuland; wir hatten da Christoph Walder als Coach zur Seite, noch so ein Glücksfall. Und mit Philipp war ich ungefähr genausolang schon befreundet, seit ich ihn in Sarah Kanes Gesäubert erlebt hatte, da war gleißend. Wir hatten immer schon gemeinsam etwas machen wollen, dachten an ein Theaterstück – bis plötzlich doch der KATER im Raum stand. Philipps Instinkt ist ungeheuer, und auch er ist durchlässig im Spiel – und im Casting waren die beiden vom ersten Augenblick an ein aufregendes Paar von dem ich dachte, „die möchte ich näher kennenlernen in ihrem Zusammenspiel“, ich hatte richtige Entdeckerlust. Das kam einer Erlösung gleich – denn der Castingprozess war aufwendig und nicht einfach gewesen, weil die Chemie, die berühmte, ja stimmen musste.
KARIN SCHIEFER: Was bestimmte im Casting die Suche nach den Hauptdarstellern?
HÄNDL KLAUS: Zuallererst die Sprache; ich suchte da etwas Weiches, Warmes, drum hatte ich die Dialoge auf Wienerisch geschrieben, auch Bayrisch konnte ich mir vorstellen, und so kam es schließlich auch – mit Lukas Turtur aus München. Aber leider schränkt so eine Vorgabe den Kreis arg ein, ich hab es zwar versucht mit tollen Schauspielern aus Köln und Berlin, das klang jeweils „daneben“ – wie neben der Spur, im Kern falsch. Und dann war die erste Frage, die ich stellen musste, diejenige nach der Bereitschaft zur körperlichen Nacktheit. Wobei ich da stark unterschätzt habe, dass erstaunlich viele Angst davor haben – auch Schauspieler, die an sich doch mit ihrem Körper auch im Sinn eines Instruments arbeiten, sodass ich gedacht hab, das müsste ihnen leichter fallen, als sich’s dann erwiesen hat. Aber das war unabdingbar, Adam und Adam mussten ja nackt sein im Paradies – der Schmerz, das Befremden zeigt sich unter anderm ja eben darin, dass ihnen diese Nacktheit, diese Vertrautheit später nicht mehr möglich ist.
KARIN SCHIEFER: Wie kann man sich die Set-Arbeit mit dem vierbeinigen Protagonisten vorstellen?
HÄNDL KLAUS: Da waren wir Jäger und Sammler. Das hieß: Geduld, Geduld, Geduld. Und wenn die aufgebraucht war: noch einmal einen Schwung Geduld. Und noch einmal, und noch einmal! Wobei ich ja den Toni liebe, also meine Geduld mit ihm unendlich ist. Aber für den Rest des Teams war es, fürchte ich, in Wahrheit extrem anstrengend. Es ging ja auch um konkrete Entscheidungen, was das Bild betraf – gestalten wir das Bild und stecke den Rahmen für Toni ab, oder rennen wir ihm hinterher – Letzteres hat definitiv nicht funktioniert. Also eben: Geduld, Geduld. Dafür wurden wir aber auch immer wieder so schön belohnt – auch, weil Toni von Haus aus ein gesellschaftsfreudiger Kerl ist, der mit dem Team aufgeblüht ist; außerdem bin ich schon Wochen vor Drehbeginn mit ihm nach Hernals gezogen, um ihn ans Haus zu gewöhnen, und nach Drehschluss war ja auch sein Bruder Tino als Spielgefährte dabei. Ich hab die beiden aus dem Tierheim, jetzt leben sie bei mir – und das ist das wahre Glück. Gemeinsam mit Andi Winter und Gerald gab es auch eigene Universum Tage, die wir so nannten, weil wir quasi eine Tierdoku drehten – mit Toni als Protagonist, wie er sein Leben lebt im Haus und im Grünen, wie er sein Revier markiert, Gras frisst, Mäuse fängt, spielt und schläft da gab es viel schönes Material, von dem wir nur einen Bruchteil verwendet haben. Danach kam unser Klaus Kellermann mit seiner Angel und tat tagelang das Gleiche auf der Tonebene – wir haben Bild und Ton trennen müssen, weil Toni von der Angel fasziniert war... das hat ihn zu sehr abgelenkt auf den Streifzügen.
KARIN SCHIEFER: Was KATER so deutlich macht, ist, wie sehr ein tiefer emotionaler Schmerz den Körper erfasst und durchdringt. (Den / die) Körper zu filmen, scheint eines der großen Themen in dieser Kameraarbeit gewesen zu sein.
HÄNDL KLAUS: Das ist etwas, das ich schwer beschreiben kann – das war mit Gerald schon bei MÄRZ so. Es ist eine Nähe im Moment – dieses Mitfühlen, Mitatmen, Mitleben. Ich weiß noch, als ich nach dem ersten Take von All Blues, dem Liebestanz, so dankbar war auch für Geralds Mitgehen, ungeschnitten war das ein Durchlauf von fast dreißig Minuten, den ich am liebsten grad so übernommen hätte, weil es so anrührend war da meinte er im Scherz, er tue ja nix, die Schauspieler schwenkten ja ihn und nicht umgekehrt ja, das beschreibt es vielleicht am besten: von außen betrachtet haben da drei Menschen getanzt, auf Augenhöhe, ohne Hierarchie, miteinander und füreinander und einer hatte halt eine Kamera. Die drei waren ja auch mitsammen allein im Raum. Das restliche Team, auch der Kameraassistent mit der Funkschärfe, saß mit mir im Nebenzimmer vor dem Monitor. Übers Bildermachen hinaus hat er aber dieses ganzheitliche Sich-Einlassen, von Anfang an weit früher als das üblich ist, glaub ich. Über KATER haben wir begonnen zu reden schon auf der Heimfahrt von Tirol, nach dem letzten Drehtag von MÄRZ. In den Vorbereitungsphasen haben wir intensivste Gespräche über Tage und Wochen, und es gibt gemeinsame Bücher und Filmlisten, die abgearbeitet werden – und dann wird das immer weniger – und am Set reden wir dann kaum noch, da fühlt sich dann oft unausgesprochen alles einfach richtig an zwischen uns.
KARIN SCHIEFER: Was den Film stark charakterisiert, sind sein Rhythmus und die Musik. Ein Rhythmus, der nicht nur von Ellipsen und Auslassung bestimmt ist, sondern im Gegenzug anderen Momenten sehr viel Zeit lässt. Wie wuchs der Film im Schnitt und mit der Musik zu einem Ganzen zusammen?
HÄNDL KLAUS: Die Arbeit mit Joana war wieder sehr schön, unser Gleichklang – und dass wir die Erfahrung von MÄRZ hatten, das Vertrauen in die Auslassungen. Schon ins Drehbuch waren stellenweise jump cuts eingeschrieben, und mit den vier Bildtafeln am Anfang und ihrer Musik, die hart geschnitten ist, klingt das auch an – andererseits hatten wir Inseln, die schon in der Auflösung feststanden, mit der Entscheidung für ungeschnittene „Echtzeit“ zum Beispiel an den Wendepunkten wenn allein das Schauspiel den Film rhythmisiert. Oder die Ausflüge mit Moses, die ein Abenteuer waren im Schneideraum auch da brauchten wir den langen Atem: Herantasten, Schauen, Verlieren, Wiederfinden... dank Joanas Instinkt. Und die eigene Welt der Geräusche – die wesentlich sind. Dem paradiesischen Haus haben wir kleine Verschmutzungen gegeben und es näher an die Stadt herangerückt mit Straßenlärm, den es dort oben in Wahrheit nicht gibt. Aber das Wichtigste kam aus dem Haus selbst, das Knarzen des alten Parkettbodens. Wenn das Paar in der Stille tanzt, ist dieses Knarzen sein Begleiter, seine Musik.
KARIN SCHIEFER: Mit der Schlange, die das ungetrübte Sein zwischen zwei Menschen zerstört und auch dem Kater als „Findelkind“ Moses in seinem Korb ist eine klare biblische Symbolik präsent, die von der Vertreibung aus dem Paradies erzählt, aber mit Moses auch einen möglichen Retter / Befreier impliziert.
HÄNDL KLAUS: Wobei ausgerechnet Moses diese kleine Schlange ins Haus trägt – und ausgerechnet Stefan ihr einen Schutz aus Steinen baut! Wirklich biblisch an Moses aber ist seine Nacktheit – ja, er hat sein Fell, aber damit ist er in seiner Natur – und die entspricht den Menschen, wenn sie nackt durchs Haus gehen im Zustand der Unschuld. Aber Moses hat seinen eigenen Kopf, und sein eigenes Leben.
KARIN SCHIEFER: Ob es Versöhnung oder Heilung geben kann, lässt KATER offen. In einem Gespräch gegen Ende des Films wird klar, was es heißt, sich auf einen anderen Menschen in seiner Gänze einzulassen. Insofern ist KATER mehr als MÄRZ über die Thematik von Trauer und Verlust hinaus, ein Film über die Liebe zwischen zwei Menschen. Wir erfahren ja in Andeutungen auch über verschiedenste Konstellationen im Orchester.
HÄNDL KLAUS: Dieses Gespräch ist wie ein Neu-Aufstellen, ein Wendepunkt. Man stellt sich hin und schaut gemeinsam etwas an, spricht bewusst etwas aus, das einen lang schon beschäftigt und bedrückt – etwas, das wesentlich ist fürs weitere Zusammenleben. Lang greifen die alltäglichen Augenblicke ineinander, man tut halt, was ansteht – aber dann kommt es doch zu einem solchen entscheidenden Moment. Dem Innehalten. Auch im Bad als Schattenriss, vor dem Blick in den Spiegel und im Garten auf der Wiese, wenn Stefan aus dem Tierheim kommt. Und es gibt äußere Handlungen, die etwas heilen – wenn der „böse Baum“, der Stefan ein Auge gekostet hat, zu Brennholz zerschnitten wird, atme ich auf.
Festivals
Festival Deutschland
2016, Berlinale Panorama (Teddy Award)
2016, Pride Pictures, Karlsruhe
2016, Filmfest-homochrom, Köln
2016, Exground Filmfest, Wiesbaden
2016, Perlen - Queer Film Festival, Hannover
2016, Queerfilm Festival, Bremen
2016, Lesbisch-Schwule-Filmtage, Hamburg
2016, Queer Film Festival, Oldenburg
2016, Queer Streifen, Regensburg
2016, Queer Streifen, Münster
2016, Queer Film Festival, Weiterstadt
2017, Schwule Filmtage, Mannheim
Festival International
2016, Berlinale Panorama - Teddy Award
2016, International Hong Kong Film Festival - Jury Prize, Young Cinema Competition
2016, Ankara International Film Festival
2016, Turin Gay & Lesbian Film Festival
2016, Frameline, San Francisco
2016, Tel Aviv International LGBT Film Festival - Honorable Mention
2016, Espoo Cine
2016, LGBT Film Festival Barcelona
2016, Oslo Fusion
2016, Llamale H - Festival International de Cine sobre Diversidad Sexual y de Género del Uruguay
2016, Helsinki International Film Festival
2016, MIX Copenhagen LGBTQ Film Festival
2016, Queer Lisboa
Pressematerial
Pressematerial
Jetzt im Kino
Jetzt im Kino
KINOTOUR - PREVIEW - PREMIERE
04.10.2016 - KARLSRUHE - Pride Pictures - Lesbian and Gay Film Festival
14.10.2016 - KÖLN - Filmfest-homochrom
16.10.2016 - HANNOVER - Perlen - Queer Film Festival
16.10.2016 - BREMEN - Queerfilm Festival
19. + 28.10.2016 - HAMBURG - Lesbisch-Schwule-Filmtage Filmgespräch mit Händl Klaus
22.10.2016 - DORTMUND - Filmfest-homochrom
03.11.2016 - OLDENBURG - Queer Film Festival
04.11.2016 - MÜNSTER - Queer Streifen
05.11.2016 - REGENSBURG - Queer Streifen
06.11.2016 - WEITERSTADT - Queer Film Festival
11.11.2016 - WIESBADEN - Exground Filmfest
21.11.2016 - BERLIN - Kino International PREMIERE mit Händl Klaus u.a. (um 22:00 Uhr)
21.11.2016 - MÜNCHEN - Atelier
22.11.2016 - BERLIN - Babylon Mitte Filmgespräch mit Händl Klaus und Lukas Turtur (um 21:00 Uhr)
23.11.2016 - BERLIN - Zukunft Filmgespräch mit Händl Klaus und Lukas Turtur (um 20:00 Uhr)
KINOSTART 24.11.2016
BERLIN
am 21.11.2016 - 22:00 - Kino International PREMIERE mit Händl Klaus und Team
am 22.11.2016 - 21:00 - Babylon Mitte Filmgespräch mit Händl Klaus und Lukas Turtur
am 23.11.2016 - 20:00 - Zukunft (OmenglUT) Filmgespräch mit Händl Klaus und Lukas Turtur
am 24.11.2016 - 20:00 - Il Kino (OmenglUT) Filmgespräch mit Händl Klaus und Lukas Turtur
am 26.11.2016 - 19:00 - Sputnik Kino Filmgespräch mit Händl Klaus
am 15.07.2017 Klick Kino
24.11. - 21.12.2016 Zukunft
24.11. - 30.11.2016 Babylon Mitte
24.11. - 12.12.2016 Il Kino
24.11. - 07.12.2016 Sputnik Kino
05.01. - 11.01.2017 Filmrauschpalast
BIELEFELD
am 07.12.2016 Lichtwerk
BOCHUM
am 19.04.2017 Casablanca - 21:00 Uhr
BREMEN
29.12.16 - 04.01.17 Kino 46
DRESDEN
24.11. - 07.12.2016 Kino im Dach
DÜSSELDORF
am 10.04.2017 Bambi - 21:00 Uhr
ESSEN
am 12.04.2017 Galerie Cinema - 18:30 Uhr
HALLE
26.01. - 01.02.2017 Zazie Kino Bar
HAMBURG
am 26.11.2016 Abaton - Filmgespräch mit Philipp Hochmair
am 05.12.2016 Abaton
10.12. - 13.12.2016 Kinemathek Hamburg
KÖLN
am 18.04.2017 Filmpalette - 21:00 Uhr
KONSTANZ
am 04.04.2017 Zebra Kino - Filmgespräch mit Händl Klaus
LEIPZIG
24.11. - 30.11.2016 Kinobar Prager Frühling
03.12. - 07.12.2016 Cineding
MANNHEIM
10.02. + 13.02.2017 Cinema Quadrat
MÜNCHEN
am 21.11.2016 Atelier
24.11. - 30.11.2016 Werkstattkino
am 09.12.2016 Werkstattkino
NEUSTRELITZ
10.05. - 12.05.2018 Fabrikkino
NÜRNBERG
08.12. - 14.12.2016 Casablanca
OBERHAUSEN
am 16.04.2017 Lichtburg - 20:30 Uhr
SAARBRÜCKEN
24.11. - 30.11.2016 Filmhaus
WÜRZBURG
am 09.12.2016 Central im Bürgerbrau
€15.99